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Der langsame Niedergang von Angkor

Geschichte|Archäologie

Der langsame Niedergang von Angkor
Angkor Thom
Tempel in Angkor Thom © Elena studio/ iStock

Das Reich von Angkor war eine der prägenden Hochkulturen Südostasiens. Was jedoch vor gut 500 Jahren seinen Niedergang auslöste, ist bis heute strittig. Jetzt liefern Bohrkerne aus Angkor Thom neue Hinweise. Sie zeigen, dass diese Hochkultur nicht Opfer katastrophaler Veränderungen oder einer Invasion wurde. Stattdessen wurden viele Städte schon lange vor dem endgültigen Kollaps des Reiches verlassen.

Wenn es um alte Hochkulturen in Südostasien geht, fällt den meisten Menschen als erstes Angkor ein – das mächtige Königreich der Khmer, dessen ausgedehnte Städte und Tempel das kambodschanische Tiefland vom 9. Jahrhundert an rund 500 Jahre lang dominierten. Allein die Tempelstadt Angkor Wat könnte sich über mehr als 370 Quadratkilometer erstreckt haben – einzigartig für die präindustrielle Welt. Doch im 15. Jahrhundert brach das Khmer-Reich zusammen – den endgültigen Todesstoß versetzte ihm 1431 die Eroberung von Angkor durch den Thai-König Ayutthaya.

Bohrproben aus dem Stadtgraben von Angor Thom

Doch warum das Reich von Angkor kollabierte und ob dies abrupt oder allmählich geschah, ist bis heute strittig. „Viele Hypothesen sind dazu schon vorgeschlagen worden – aber keine ließ sich bisher eindeutig belegen“, erklären Dan Penny von der University of Sydney und seine Kollegen. Als mögliche Ursachen wurden Wassermangel durch einen Klimawechsel und den Verfall des Bewässerungssystems vermutet, aber auch soziale Konflikte und wirtschaftliche Probleme oder der Ausbruch von Seuchen.

Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, haben Penny und sein Team nun die Landnutzungsgeschichte in Angkor Thom mithilfe von Sedimentbohrkernen rekonstruiert. „Dieses Gebiet im Herzen Angkors war vom Anfang des zehnten Jahrhunderts an für Wirtschaft und Verwaltung zentral“, erklären die Forscher. Sie analysierten die Bohrkerne aus einem Graben, der diese Hauptstadt des Khmer-Reiches umgab. Dadurch konnten sie nachverfolgen, wann diese Stadt besiedelt oder aber verlassen war.

Der Zerfall begann früh

Das überraschende Ergebnis: Trotz seiner zentralen Bedeutung wurde Angkor Thom offenbar nicht erst beim Kampf gegen die Thai aufgegeben. Stattdessen begann der Niedergang schon rund hundert Jahre früher. Wie die Forscher berichten, überwiegen bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts sandige Ablagerungen gemischt mit Asche im Graben der Stadt. „Die Ablagerung dieses mineralischen Materials spricht für regelmäßige menschengemachte Störungen, sei es durch Bautätigkeit, Landwirtschaft oder die Entfernung der Vegetation“, sagen Penny und seine Kollegen.

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Doch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundertes änderte sich dieses Muster. Nun lagerten sich im Grabenschlamm mehr und mehr Pflanzenreste ab. Wie die Wissenschaftler erklären, stammt dieses organische Sediment von der sich ausbreitenden Sumpfvegetation, die nach und nach den Graben der Stadt zuwuchs. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war der Stadtgraben offenbar komplett zugewuchert. „Dies spricht dafür, dass die Landnutzung im kommerziellen und politischen Zentrum von Angkor schon von Beginn des 14. Jahrhunderts an immer mehr nachließ“, berichten die Forscher.

Der Niedergang kam demnach nicht als abrupte Katastrophe beispielsweise durch die Besetzung Angkors durch Ayutthayan. Stattdessen bahnte sich das Ende schon lange vorher an – durch eine allmähliche Abwanderung der Stadtbewohner. „Die urbane Elite verließ Angkor offenbar nicht, weil die Infrastruktur versagte, sondern es war umgekehrt: Weil die Eliten die Stadt schon verlassen hatten, kümmerte sich keiner mehr um die Infrastruktur“, sagen Penny und seine Kollegen. Demnach hatte sich schon damals das Machtzentrum des Khmer-Reichs in andere Gebiete außerhalb der Hauptstadt verlagert.

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.1821460116

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