Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war eine Zeit der Umbrüche und Konflikte. In der Kunst wird diese Spanne als Biedermeier bezeichnet. Der Begriff geht auf eine fiktive Person aus Gedichten zurück, die als spießbürgerlich und bieder galt. Erst um 1900 wird Biedermeier zu einem Epochenbegriff, der die neue Häuslichkeit, das Private und die Natur als Vorbild betont.
Das Wien Museum präsentiert mit der Ausstellung „Malerei des Biedermeier“ rund 60 Gemälde und 20 kunstgewerbliche Gegenstände aus dieser Zeit. Die verschiedensten Bildgattungen werden von den bekanntesten Künstlern des Biedermeier repräsentiert. Darunter befinden sich detaillierte Einzel- oder Familienporträts, Alltagsdarstellungen und Zimmerbilder, virtuose Stillleben, akribische Blumenmalereien und mit Licht durchflutete Landschaften aus der Wiener Umgebung. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Motiven erhält der Besucher einen umfassenden Blick auf die Kunstwerke – aber auch die bürgerlichen Lebensumstände – dieser Epoche. Immer um Realität bemüht, mischen sich oftmals Ästhetisierung und Idealisierung unter die Kompositionen. Diese scheinbare Idylle drücken die Maler immer wieder in Öl-, als auch in Aquarellarbeiten und Zeichnungen aus. Neben Ferdinand Georg Waldmüllers „Junge Dame bei der Toilette“ (1840) oder Rudolf von Alts „Stephansdom zur Weihnachtszeit“ (um 1850), wird auch das Plakatmotiv der Ausstellung – Rosalia Amons „Junges Mädchen am Fenster mit Blumenstöcken“ (1849) – zu bestaunen sein. Sowohl bekannte Werke, als auch Raritäten aus dem Museumsdepot oder Neuankäufe aus vergangenen Jahren erhalten unter den Exponaten Einzug.
Das Wien Museum am Karlsplatz erhielt einen Großteil seiner kunsthistorischen Werke von Fürst Johann II. von und zu Lichtenstein vor über 100 Jahren. Die Schenkung umfasste viele Werke des Biedermeier und bildet heute den Schwerpunkt der Museumssammlung. Trotzdem sieht sich das Museum nicht als reine Kunsteinrichtung, sondern versucht die Hintergründe um die Entstehungszeit ebenfalls zu thematisieren. Weiter Schwerpunkte sind die Alltagskultur und die Stadtgeschichte. Es ist an verschiedenen Stellen in Wien vertreten und hat sich auf die regionale Geschichte spezialisiert, die es in den europäischen Kontext setzt.