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Der Ursprung des Weinbaus liegt in China

Geschichte|Archäologie

Der Ursprung des Weinbaus liegt in China
Funde
Amphore der Yangshao-Kultur, 4800-3600 v. Chr. und 900 Jahre altes Schamanengrab mit Keramikkrug in Jiahu. (Bild: Peter Kupfer)

Heute gelten eher Frankreich oder Italien als Zentren des Weinbaus, aber die Wurzeln des Weins liegen nicht in Europa, sondern in Asien. In China zeugen archäologische Funde und historische Überlieferungen davon, dass schon vor 9000 Jahren alkoholische Getränke aus Weintrauben hergestellt wurden. Lange vor Etablierung der Seidenstraße waren dieses Getränk und seine Rohstoffe zudem begehrte Tausch- und Handelsware.

Alkoholische Getränke sind nicht nur Genussmittel, sie spielten auch schon vor Jahrtausenden eine wichtige Rolle für die Kultur und Religion früher Zivilisationen. So brauten die halbsesshaften Menschen der Natufien-Kultur im Nahen Osten schon vor 13.000 Jahren eine Art Bier aus Wildgetreide und anderen Pflanzenzusätzen. Von bereits fortgeschrittener Braukunst zeugen dagegen 5000 Jahre alte Funde von Brau-Utensilien und Maische-Rückständen im Norden Chinas.

Mischung aus Bier, Wein und Met

Doch wie sieht es mit dem Wein aus – immerhin einem der meistgetrunkenen alkoholischen Getränke der Gegenwart? “Alkohol und besonders Traubenwein spielte auf dem eurasischen Kontinent über Jahrtausende hinweg eine ganz maßgebliche Rolle”, erklärt Peter Kupfer, Sinologe von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. “Das Entstehen sämtlicher eurasischer Hochkulturen ist aufs Engste mit der Entwicklung einer zunächst magischen und im Weiteren gesellschaftlich-religiös ritualisierten Wein- und Alkoholkultur verknüpft.” Der Wissenschaftler erforscht seit rund 40 Jahren die Ursprünge und Entwicklung der Weinkultur in China und hat seine Erkenntnisse nun in einem Buch zusammengefasst.

Nach Angaben von Kupfer ist wahrscheinlich nicht das Bier, sondern der Wein das älteste und am weitesten verbreitete Kultur- und Ritualgetränk der Menschheit. Indizien dafür liefern unter anderem Funde aus Jiahu in der nordchinesischen Provinz Henan. Dort entdeckten Archäologen um Patrick McGovern von der University of Pennsylvania im Jahr 2004 Gefäße aus der Zeit um 7000 vor Christus, in denen Rückstände eines fermentierten Getränks erhalten waren. Nähere Analysen enthüllten, dass dieses Getränk eine Mischung aus Bier, Wein und Met darstellte. Es wurde mit Weintrauben, Reis, Honig und bestimmten Pilzkulturen hergestellt. Nur wenig später, vor rund 8000 Jahren, wurde auch in Georgien mit dem Weinbau begonnen, wie archäologische Funde nahelegen.

Nomadische Stämme als “Entwicklungshelfer”

Dass der möglicherweise älteste Wein der Welt ausgerechnet in China gefunden wurde, ist kein Zufall, wie Kupfer erklärt. Denn in dieser Region wuchs damals die größte Vielfalt und Dichte an wilden Weinarten. Noch heute gibt es in China mehr als 40 wilde Vitis-Arten, davon 30 originär einheimische Spezies. Einen starken Aufschwung erhielt Chinas frühe Weinherstellung vor allem während der Bronzezeit, als Angehörige der nomadischen Rong- und Di-Stämme aus dem Gebiet des heutigen Iran nach China vordrangen. “Diese Stämme brachten ihre Weinbaukultur und Winzerkünste aus Zentralasien und dem Alten Persien in den Norden Chinas und begannen dort die Kultivierung und den Handel mit Wein”, berichtet Kupfer.

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In der Folgezeit wurde das Wissen um den Weinbau und die Weinherstellung auch in andere Gebiete Chinas und Eurasiens verbreitet. Nicht erst seit der Blüte der Seidenstraße vor zweitausend Jahren, sondern bereits seit prähistorischer Zeit hielten die Gesellschaften Eurasiens über riesige geografische Entfernungen miteinander Kontakt und pflegten den Austausch – auch über die besten Methoden, alkoholische Getränke herzustellen. Ob auch zwischen den Fundorten der frühesten Zeugnisse der Weinherstellung in China und in Georgien eine direkte Verbindung bestand, ist allerdings bisher noch unbekannt. Nach Ansicht von Kupfer sei dies aber durchaus möglich.

Getränk des Himmels

Klar ist hingegen, dass Alkohol über die Jahrtausende hinweg eine wichtige Rolle für die chinesische Kultur spielte. Vor allem ab der Zhou-Dynastie um 1100 v. Chr. galt Alkohol als Getränk des Himmels. “Es herrschte die Vorstellung, dass Alkohol ein kosmisches und universelles Phänomen ist, das seinen Ursprung im Himmel hat”, erklärt Kupfer. Dem Mensch wiederum wurde die Entscheidung darüber verliehen, wie der Alkohol einzusetzen sei. Auch der Konfuzianismus griff diese Vorstellung auf. “Noch heute prostet man sich in China so zu, wie es vor 3000 Jahren in schriftlichen Anweisungen über die Gastfreundschaft vorgeschrieben wurde”, erklärt Kupfer.

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Buch: “Bernsteinglanz und Perlen des Schwarzen Drachen: Die Geschichte der chinesischen Weinkultur”; ISBN-13: 978-3-946114-28-4

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Spitz|horn|schne|cke  〈f. 19; Zool.〉 Schlammschnecke mit großem, spitzem Gehäuse: Lymnaea stagnalis

Sät|ti|gungs|grad  〈m. 1; unz.〉 Grad der Sättigung ● ~ einer chemischen Lösung; einen gewissen ~ erreichen; ~ des Marktes für ein bestimmtes Produkt

Clus|ter|ver|bin|dun|gen  〈[kls–] Pl.; Chem.〉 anorgan. u. metallorgan. Verbindungen, in denen echte Metall–Metall–Bindungen, sowohl zwischen gleichen als auch zw. verschiedenen Übergangsmetallen vorliegen

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