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Der „verschwundene“ Dom

Geschichte|Archäologie

Der „verschwundene“ Dom

Die für 2011 geplante Sonderausstellung des Dommuseums setzt den glanzvollen Schlusspunkt für das vom Bistum Mainz in Kooperation mit zahlreichen Medienpartnern gefeierte Mainzer Domjubiläum „1000 Jahre Willigis-Dom“. Das „Geburtstagskind“ Dom steht daher im Mittelpunkt einer umfangreichen monographischen Schau, die den Besuchern ein (scheinbar) altbekanntes Bauwerk völlig neu und überraschend präsentieren wird. Der gewählte Ausstellungstitel Der „verschwundene“ Dom soll zum einen bewusst Irritation auslösen zum andern auch einen ersten inhaltlichen Hinweis geben: Irritation, weil er unweigerlich die Frage evoziert, warum das altehrwürdige Mainzer Wahrzeichen, das sich bis heute als lebendiger Ort des Glaubens und Lebens inmitten der Stadt erweist, verschwunden sein soll – Hinweis, weil er bereits das ankündigt, was in der Sonderausstellung zu sehen sein wird: Im Schatten des gegenwärtig existierenden Kathedralbaus wird der vergangene, nicht mehr existierende Dom gezeigt; werden eben jene Teile, jene Raumeindrücke, die im Laufe seiner tausendjährigen Geschichte immer wieder verschwanden und durch neue ersetzt wurden, visualisiert und nacherlebbar gemacht. Darunter sind nicht nur die äußeren Bauteile und deren Farbigkeit zu verstehen sondern insbesondere die Ausstattung und die sie begründenden Funktionen. Denn als polyfunktionales Gebäude beherbergte der Dom bis zu seiner Vereinheitlichung Ende des 17. Jh. sozusagen mehrere Kirchen unter einem Dach. Von diesem „verschwundenen“ Dom zeugen oftmals nur noch wenige Spuren, doch sie genügen als Koordinaten, für die Visualisierung einer „Topographie des Domes in Zeit und Raum“.

Ziel der Jubiläumsausstellung ist es, den Besuchern eine lebendige und eindrückliche Vorstellung davon zu geben in welchen Dom ein Mensch des 11., 15. oder 18. Jahrhunderts eintrat, welchen Raumeindruck er wahrnahm und wie er diesen Raum benutzte. Das bedeutet vor allem die verschiedenen Funktionen des Gotteshauses zu beleuchten, die dem heutigen Besucher kaum mehr geläufig sind: Welche Wirkung entfaltete der Dom, wenn er als Zeremonialraum einer feierlichen Königskrönung inszeniert wurde? Welchen Eindruck erhielten auswärtige Wallfahrer vom Dom, wenn sie etwa zum „Kultbild“ der hl. Wilgefortis pilgerten um dort ihre Wachsopfer darzubringen? Wie nahmen die Menschen den Dom wahr, zu einer Zeit, als die prächtigen Grabplatten der Erzbischöfe noch nicht, wie heute, allesamt an den Wänden hingen, sondern mitten im Raum auf einer Tumba oder in den Fußboden versenkt lagen? Wurde die Domkirche überhaupt als ein einheitliches Gotteshaus verstanden, wenn sie nicht nur optisch, sondern auch durch reale Schranken in verschiedene Bereiche aufgeteilt war, zu denen nicht jeder Zugang hatte? Wie versuchte man in der Barockzeit, die nach lichten und luftigen Räumen strebte, mit dem mystisch düsteren Monumentalbau des Mittelalters umzugehen? Und von welchen Vorstellungen waren die Erneuerungsarbeiten in der Colmar-Zeit geleitet, nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts das alte Reich zusammengebrochen und das Bistum Mainz nahezu bedeutungslos geworden war?

Mit Hilfe von neuesten computeranimierten Bildern werden den Ausstellungsbesuchern die unterschiedlichen Raumzustände im Wandel der Zeit vor Augen geführt. Ergänzt durch aufwendige 3D-Modelle lassen die zahlreichen Rekonstruktionen den „verschwundenen Dom“ wieder sichtbar und räumlich erlebbar werden. In diese „Raumbilder“ fließen neben den bekannten baugeschichtlichen Entwicklungen auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse ein, die im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen gewonnen werden konnten, und somit 2011 erstmals der Fachwelt wie einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Neben die rekonstruierten Raumbilder treten die noch erhaltenen, originalen Artefakte als materielle „Zeugen“ für den „verschwundenen“ Dom. Darunter befinden sich zum Teil nie gezeigte Exponate. So kann die Sonderausstellung 2011 seinen Besuchern u.a. erstmals Teile der Domausstattung aus der Zeit des Spätmittelalters und der Renaissance präsentieren, die erst im Zuge der jüngsten wissenschaftlichen Auswertung der Museumsbestände als solche identifiziert wurden. Diese sensationellen Neufunde sollen zudem durch bedeutende nationale wie internationale Leihgaben etwa aus der Moskauer Universitätsbibliothek, dem Museum Stockholm, der Kunsthalle Bremen oder Schloss Weißenstein, Pommersfelden ergänzt werden.

Hochkarätige Exponate in Verbindung mit eindrucksvollen Raumdarstellungen erwarten die Besucher des „verschwundenen Domes“ und ermöglichen ihnen eine außergewöhnliche Annäherung an ein jahrtausendealtes Bauwerk, das trotz aller Vertrautheit viele unbekannte Seiten hat. 2011 können sie im Bischöflichen Dom- und Dözesanmuseum Mainz entdeckt werden.

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Quelle: Dommuseum Mainz
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Krie|bel|mü|cke  〈f. 19; Zool.〉 in Gebieten mit rasch fließenden Wasserläufen häufig vorkommende, sehr kleine, stechfreudige Mücke: Sumiliida

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