Das Jüdische Museum in Berlin widmet sich mit der am 4. Dezember beginnenden Ausstellung „Sammelwut und Bilderflut – Werbegeschichte im Kleinformat“ der Geschichte der Reklamemarken. Die kleinen Bildchen, kaum größer als eine Briefmarke, lösten in Deutschland ab dem Jahr 1910 ein beachtliches Sammelfieber aus. Reklamemarken sind als kulturhistorisch bedeutende Dokumente bis heute von der Wissenschaft kaum erforscht und der Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Die Ausstellung mit mehr als 650 originalen Marken beleuchtet die wenig bekannten Hintergründe des Phänomens der Reklamemarke als Werbemittel in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.
Anlass der Ausstellung ist eine umfangreiche Schenkung mehrerer Tausend Reklamemarken von Peter-Hannes Lehmann. Der 1941 geborene Journalist und Autor sammelte in den vergangenen Jahren eine große Anzahl verschiedener Reklame- und Siegelmarken aus Deutschland und angrenzenden Ländern.
Ein besonderes Licht wirft das Jüdische Museum auch auf Reklamemarken jüdischer Firmen und Geschäfte: Diese Marken dienten fast ausschließlich der Werbung für Fleischwaren, Mazza (ungesäuertes Fladenbrot) und Margarine, die nach rituellen Vorschriften hergestellt wurden. Aufwändig illustriert waren die Marken für die koschere Margarinesorte „Tomor“, die vor allem von einer orthodoxen Kundschaft gekauft wurde. Reklamemarken dienten damals als Zugabeartikel zum Kauf eines bestimmten Produktes oder in einem bestimmten Geschäft und sollten den Kunden zu weiteren Käufen motivieren.
Mit der Ausstellung setzt das Jüdische Museum Berlin die 2007 unter dem Titel „Die guten schönen Waren“ gestartete Serie von Ausstellungen zur Konsum- und Wirtschaftsgeschichte fort. „Sammelwut und Bilderflut – Werbegeschichte im Kleinformat“ eröffnet am 4. Dezember 2014 und kann bis zum 31. Mai 2015 besichtigt werden.