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Die großen Künstler Indiens

Staatliche Regulierung des Brauwesens

Die großen Künstler Indiens

800 Jahre indische Malerei, rund 240 Meisterwerke von über 40 Künstlern – und alles auf einen Blick. Das erste Mal setzt sich eine Ausstellung so umfassend mit der gesamten Malereigeschichte Indiens auseinander. Aufsehenerregend ist dabei, dass sie die Maler durchgehend als Individuen in den Mittelpunkt des Interesses rückt.

In der erfolgreichen Ausstellung über die «Pahari-Meister», die den grössten Malern der gleichnamigen nordindischen Region gewidmet war, beschritt das Museum Rietberg 1992 erstmals neue Wege: Die Künstler Indiens wurden damals aus ihrer vermeintlichen Anonymität gehoben und als künstlerische Individuen durch ihr Œuvre präsentiert.

2011 – rund zwanzig Jahre später – ist die Zeit mehr als reif, das Schaffen der indischen Maler aus sämtlichen Regionen des Subkontinents zu würdigen und dies über die Zeitspanne von acht Jahrhunderten. Bisher fokussierten grosse Ausstellungen zur indischen Malerei meist auf bestimmte Orte, Perioden oder Themen. Dieser gängige Ansatz zeigt, dass dem Produktionskontext indischer Bilder – wie Auftraggebern, ikonografischen, örtlichen und religiösen Traditionen – mehr Gewicht beigemessen wird als den einzelnen Malern.

Das Zustandekommen dieser Ausstellung ist jahrzehntelanger akribischer Forschungsarbeit zu verdanken. Zur Identifikation einzelner Künstler wurden mikroskopisch kleine Signaturen entdeckt, Land- und Pilgerregister nach Künstlernamen und -genealogien durchkämmt und systematisch stilistische Vergleiche unternommen. Einmal mehr leistet nun das Museum Rietberg Pionierarbeit und liefert zudem mit einer gewichtigen Publikation neue Grundlagen für die weitere Forschung.

Die bisherige Quellenlage erwies sich alles andere als ergiebig – so fehlen in der indischen Kunstgeschichte mit Vasaris Biografien über die europäischen Renaissance-Künstler vergleichbare Werke. Die Memoiren der Kaiser Akbar (reg. 1556–1605) und Jahangir (reg. 1605–1627), in denen Künstler aufgezählt und ihre Vorzüge genannt werden, sind dabei eine grosse Ausnahme – lückenhafte Informationen zu Künstlern und Künstlerfamilien die Regel. Trotzdem können daraus die künstlerischen Wege und Entwicklungen einzelner Meister rekonstruiert werden.

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Diese Wege stehen im Zentrum der Ausstellung. Wechselnde Auftraggeber und andere künstlerische Impulse prägten die stilistische Entwicklung einer Künstlerhand und werden in dieser Auswahl sichtbar. Der Werdegang jedes einzelnen Künstlers ist mit je drei bis zehn repräsentativen Werken dokumentiert. Der Vergleich ganzer Künstlerfamilien oder zeitgleich arbeitender Künstler nimmt im Ausstellungskonzept eine zentrale Rolle ein.

Betrachtet man beispielsweise die Karrieren der beiden Brüder Manaku und Nainsukh, die beide an der väterlichen Werkstatt in Guler ausgebildet wurden, offenbaren sich interessante Unterschiede. Während Manaku dem traditionellen Malstil seines Vaters stärker verpflichtet blieb, liess sich Nainsukh an einem anderen Hof nieder und entwickelte dort eine unverkennbare eigene Bildsprache, die sich besonders durch den Einsatz neuer naturalistischer Elemente auszeichnet.

Auf der Suche nach innovativen Ausdrucksmöglichkeiten entwickelten die Maler ihre Fertigkeiten weiter und setzten sich mit ihrer künstlerischen Ausbildung und mit fremden Einflüssen auseinander. So sind denn auch neben den individuellen künstlerischen, die geografischen Wege, die einzelne Meister zurückgelegt haben, imposant. Farrukh Beg wurde im zentralasiatischen Khorasan ausgebildet und arbeitete anschliessend in Kabul, Lahore, Bijapur und Agra. Der prominente Emigrant legte also Distanzen von mehreren tausend Kilometern zurück. Grund dafür war mitunter seine Suche nach einem Mäzen, der seine künstlerischen Visionen unterstützten sollte.

Selbstverwirklichung, wie diejenige Farrukh Begs, war jedoch insbesondere an grossen Werkstätten nur in Einzelfällen möglich; so stand beispielsweise am Hofe Kaiser Akbars die stilistische Kohärenz eines illustrierten Manuskripts über den Vorzügen der einzelnen Künstler. Das Schaffen von Bagta und seinem Sohn Chokha zeigt dies deutlich und zeugt von gewaltigen stilistischen Wechseln: In einer grossen Werkstatt ausgebildet, zogen sie an einen kleinen Hof und ihr Stil wandelte sich schlagartig, als ob kreativer Energie auf einen Schlag freier Raum gelassen worden wäre – die künstlerische Freiheit scheint denn auch an kleineren Höfen viel weniger stark übergeordneten Gesetzen gehorchen zu müssen.

Mehr als 40 Künstler stehen im Zentrum der Ausstellung: ihre Werke vermitteln den Besuchern ein breites und umfassendes Bild der indischen Malerei. Die frühesten Ausstellungsstücke sind illustrierte Handschriften aus dem 12. Jahrhundert, die spätesten Werke anfangs 20. Jahrhundert sind grossformatige Malereien aus Udaipur, auf denen in der Wahl von Komposition und Perspektive der erstarkende Einfluss der Fotografie deutlich wird.

Die Ausstellung zeugt von regem Austausch der Künstler untereinander; Bildideen und -kompositionen wurden ausgetauscht, verfeinert und weiterentwickelt – quer durch den Subkontinent, zwischen den Höfen des Vorhimalayas bis zu den Ateliers im südlich gelegenen Dekkan-Gebiet.

Den wohl wichtigsten Impuls stellten die Maler dar, welche in Persien ausgebildet und von den Mogul-Kaisern nach Indien eingeladen wurden. Unterschiedliche ästhetische Konzepte (so etwa die Malerei der safawidischen Fürstendynastie, 1501–1722) wurden in einer für die Künste äusserst fruchtbaren Umgebung belebt und verfolgt. Auch europäische Bilder, insbesondere allegorische oder christliche Stiche, kursierten unter den Künstlern und wurden unterschiedlich rezipiert. Besonders die Auseinandersetzung mit westlichen Techniken zur Wiedergabe des Tiefenraums faszinierte und inspirierte zahlreiche Künstler.

Die Ausstellungsarchitektur schafft jedem einzelnen Künstler einen gebührenden Raum und ist gleichzeitig in einzelne Entwicklungsstränge der indischen Malerei gegliedert. So ist die Orientierung innerhalb einer Traditionslinie unterschiedlicher Künstler möglich und gleichzeitig ein Überblick über die gesamte Entwicklung der indischen Malerei.

Indien birgt durch seine Liebe zur bildlichen Kunst einen unvergleichlichen Schatz an Kunstwerken –sprühend vor visuellem und materiellem Luxus. Mit einer unglaublichen Hingabe zum Detail und zur feinsten Ausarbeitung, auch noch so nebensächlich erscheinender Motive, wird der Betrachter in andere Welten versetzt.

So exotisch Künstlernamen wie ‘Abd al-Samad, Kripal und Sahibdin klingen mögen, ihnen allen gemeinsam sind ihre technische Raffinesse, ihre kompositionelle Erfindungsgabe und ihr Farbempfinden. Da erstaunt es nicht, dass sich Rembrandt seinerzeit eine Sammlung indischer Miniaturen angelegt hatte. Die grossen indischen Meister sind denn auch ohne weiteres mit einem Dürer, Michelangelo oder einem Vermeer gleichzusetzen.

Die vom Museum Rietberg konzipierte Ausstellung ist vom 26. September 2011 bis 8. Januar 2012 im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen.

Quelle: Museum Rietberg
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