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Die Laus, die auszog, die Klamotten zu erobern

Geschichte|Archäologie

Die Laus, die auszog, die Klamotten zu erobern
Bereits vor 170.000 Jahren hüllte sich der Mensch in Gewänder. Das hat ein US-amerikanisches Forscherteam entdeckt, als es das Erbgut von Läusen analysierte. Der DNA-Vergleich von Kleider- und Kopfläusen verriet dabei, dass Kleiderläuse vor etwa 170.000 Jahren entstanden sind. Da sie sich ausschließlich in Kleidung vermehren, muss der Mensch schon zu dieser Zeit seinen Körper verhüllt haben. Vermutlich war das auch eine Voraussetzung dafür, dass unsere Vorfahren aus Afrika in die wesentlich kälteren nördlichen Breitengrade wandern konnten, schreiben die Wissenschaftler um Melissa Toups von der University of Florida in Gainesville.

Archäologische Funde und Genanalysen sprechen dafür, dass die Wurzeln des modernen Menschen in Afrika liegen. Von dort aus hat er vor etwa 100.000 Jahren Asien und weite Gebiete Europas besiedelt. Ob die frühen Menschen aus Afrika emigrieren konnten, weil sie sich mit Hilfe von Kleidung vor der Kälte des eiszeitlichen Europas geschützt haben, war bisher unklar. Denn dafür gibt es keine direkten archäologischen Belege – das älteste erhaltene Stück Stoff ist gerade einmal 7.000 Jahre alt. Daher gingen die Wissenschaftler um Toups der Frage mit Hilfe kleiner Parasiten nach: Kleiderläuse nisten sich, wie der Name schon sagt, einzig und allein in Kleidung ein. Daher können die kleinen Krabbler erst entstanden sein, als unsere Vorfahren anfingen, sich mit Fellen und Tierhäuten gegen die Kälte zu wappnen.

Um herauszufinden, wann aus der zuvor bereits existierenden Kopflaus die Kleiderlaus als neue Unterart entstanden ist, verglichen die Forscher das Erbgut dieser beiden Läuse: Für ihre Analyse zogen sie die DNA-Sequenzen von insgesamt vier Genen der Kleider- und Kopflaus heran. Dadurch fanden sie heraus, dass die Kleiderlaus bis zu 170.000 Jahre alt sein könnte. Demnach trugen die Menschen möglicherweise schon 70.000 Jahre, bevor sie in den Norden aufbrachen, Kleidung. Bemerkenswert sei, dass der Mensch davor lange Zeit völlig nackt war: Nachdem er beziehungsweise seine Vorfahren vor etwa einer Million Jahre ihre Körperbehaarung verloren, trug er für viele hunderttausend Jahre weder Haare noch Kleider. Die Forscher vermuten daher, dass die Menschen die Kleidung erfanden, um sich vor der bitteren Kälte während einer der letzten Eiszeiten zu schützen.

Molecular Biology and Evolution, Bd. 28, S. 29 dapd/wissenschaft.de ? Peggy Freede
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