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Die Nabelschnur im Dienste der Medizin

Geschichte|Archäologie

Die Nabelschnur im Dienste der Medizin
Stammzellen aus dem Nabelschnurblut könnten in Zukunft Rheumatikern helfen, glauben chinesische Wissenschaftler: Zumindest im Labor und bei Mäusen dämpfen die unspezialisierten Zellen aus der Nabelschnur nämlich die Gelenkentzündungen, die für rheumatoide Arthritis – im Volksmund schlicht Rheuma genannt – typisch sind. Einen ähnlichen Effekt haben auch Stammzellen aus dem Knochenmark. Diese sind jedoch weitaus schwieriger zu gewinnen als Nabelschnurblutstammzellen, die direkt nach der Geburt eines Kindes aus der bereits abgebundenen Nabelschnur entnommen werden. Bisher werden beide Stammzellvarianten vor allem für die Behandlung von Leukämien und anderen Krankheiten des blutbildenden Systems eingesetzt. Zusätzlich scheinen sie jedoch ein großes Potenzial bei der Bekämpfung von Autoimmunkrankheiten wie rheumatoider Arthritis zu haben, schreibt das Team um Yanying Liu von der Peking University.

In der ersten Phase ihrer Untersuchung entnahmen die Forscher Patienten, die unter rheumatoider Arthritis litten, einige Zellen aus den betroffenen Gelenken und dem Blut. Diese Proben versetzten sie mit Nabelschnurblutstammzellen und beobachteten den Effekt. Ergebnis: Die Stammzellen verhinderten zum einen, dass sich die Gelenkzellen zu stark vermehrten und in andere Gewebestücke eindrangen – ein großes Problem bei rheumatischen Entzündungen. Zum anderen dämpften sie die Entzündung an sich: Sie beruhigten die bei Rheuma häufig übereifrigen T-Zellen des Immunsystems und senkten den Spiegel an entzündungsfördernden Botenstoffen.

Auch im zweiten Teil ihrer Studie bestätigte sich der dämpfende Effekt der Stammzellen. Darin hatten die Forscher Mäusen, bei denen sie künstlich rheumaähnliche Gelenkentzündungen ausgelöst hatten, menschliche Nabelschnurblutstammzellen gespritzt. Ergebnis: Die Entzündungen gingen messbar zurück, die Mäuse konnten sich wieder besser bewegen und die Krankheit schritt auch nicht mehr weiter fort. Bei einer genaueren Analyse entdeckten die Forscher zudem, dass die Behandlung das aus der Balance geratene Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Zellen des Immunsystems wiederhergestellt hatte.

Zwar gebe es heute bereits effektive Medikamente, mit denen Rheuma gut therapiert werden könne, kommentieren die Wissenschaftler. Diese seien allerdings relativ teuer und wirkten zudem nur so lange sie eingenommen werden, eine dauerhafte Besserung oder ein Stillstand der Krankheit könne damit nicht erreicht werden. Die Behandlung mit den Stammzellen scheine dagegen einen echten, langanhaltenden Stopp des Krankheitsfortschritts hervorzurufen – möglicherweise, weil die Stammzellen andere Zellen sozusagen umerziehen, so dass diese dann die entzündungshemmende Rolle übernehmen können, wenn die zugeführten Stammzellen allmählich verschwinden. Das tatsächliche Potenzial der vielseitigen Nabelschnurblutzellen muss allerdings erst in weiteren Studien ausgelotet werden – ebenso wie die Frage nach ihrer Verfügbarkeit und der Prioritäten bei ihrem Einsatz.

Yanying Liu (Peking University) et al.: Arthritis Research and Therapy dapd/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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