Dass Frauen besser mit wortgebundenen Aufgaben umgehen, ist jedoch seit längerem bekannt, weshalb Herlitz und Rehnman in der zweiten Runde Fragen stellten, die sowohl das verbale, als auch das räumliche Gedächtnisvermögen prüften. Männer schneiden bei letzterem gewöhnlich besser ab als Frauen ? sie finden zum Beispiel ihren Weg aus einem Wald eher zurück ? weshalb die Forscherinnen damit rechneten, bei beiden Gruppen ähnliche Ergebnisse zu sehen zu bekommen. Doch auch hier übertrafen die Damen die Herren und erinnerten sich zum Beispiel besser an die letzte Position ihrer Schlüssel.
In der letzten Runde stellten die Forscherinnen vom verbalen Gedächtnisvermögen völlig unabhängigen Merkaufgaben. Die Testpersonen wurden angewiesen, sich Düfte und Gesichter einzuprägen, wobei die Gesichter sehr schnell hintereinander gezeigt wurden. Dies sollte verhindern, dass die Frauen sich die Gesichter im Zusammenhang mit Wörtern merkten, zum Beispiel als „dunkler, blauäugiger Mann“. Tatsächlich erinnerten sie sich auch ohne die Hilfe des verbalen Gedächtnisses an mehr Gesichtszüge und Düfte als Männer.
Der Unterschied in der Gedächtnisleistung des episodischen Gedächtnisses sei relativ gesehen aber so gering, dass äußere Umstände wie Bildung schnell zu einer Angleichung oder Umkehrung der Ergebnisse führen könnten, berichten Herlitz und Rehnman. Männliche Analphabeten in Bangladesh zum Beispiel übertreffen ihre weiblichen Pendants in vielen Aufgaben, die sonst Frauendomäne sind, wie beispielsweise der genauen Beschreibung ihrer Nachbarschaft. Wortlisten konnten sich die Frauen aber trotzdem besser merken.