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Ein Beil wie das von Ötzi

Geschichte|Archäologie

Ein Beil wie das von Ötzi
Archäologen arbeiten mitunter wie Kriminaltechniker: Dem Kupferbeil wird eine Metallprobe entnommen. (Foto: Gishan Schaeren)

Ein 5000 Jahre altes Kupferbeil aus einer Schweizer Pfahlbaufundstelle hat interessante metallurgische Merkmale preisgegeben: Das Material der Klinge ist mit dem des Beils von Ötzi und einigen Funden aus Gräbern in der Lombardei und der Toskana praktisch identisch, ergab eine Isotopenanalyase. Dies dokumentiert, wie überraschend stark in der Jungsteinzeit die Verwendung von Kupfer nördlich der Alpen durch die Metallurgie des Südens geprägt war, sagen die Experten.

Bei dem Fund handelt es sich um eine zierliche Kupferbeilklinge, die 6,5 Zentimeter misst und nur ein paar wenige Kratzspuren aufweist. Archäologen haben diesen kleinen Schatz im Jahr 2008 bei einer Grabung in Riedmatt im Schweizer Kanton Zug entdeckt. In der Jungsteinzeit befand sich an der Fundstelle eine Pfahlbausiedlung am Ufer des Zugsees, der südlich des Zürichsees liegt. Der exzellente Zustand der Siedlungsreste hat der Pfahlbaufundstelle Riedmatt-Zug zusammen mit weiteren Pfahlbauten das Alpenraums im Jahr 2011 den Status eines UNESCO-Welterbes eingebracht. Im Schutz einer Holzkonstruktion suchen hier Archäologen unter sechs Meter mächtigen Aufschüttungen nach den Spuren der Vergangenheit.

Wie die Experten erklären, wurde die Beilklinge wohl vor mehr als 5000 Jahren als Opfer im Rahmen eines Rituals dem Wasser übergeben. Es handelt sich ihnen zufolge um eine der wenigen sicher datierten jungsteinzeitlichen Kupferbeilklingen Europas. Eine weitere stammt vom berühmten Gletschermann Ötzi, der 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol entdeckt worden ist. Daneben gibt es auch Funde von Beilklingen aus Gräbern im heutigen Norditalien. Welchen kulturellen Hintergründe die Kupfertechnologie vor 5000 Jahren hatte und welche Verteilungsnetze es gab, ist bislang nach Angaben der Experten aber weitgehend unklar.

Metall mit einem charakteristischen „Fingerabdruck“

Um dem Kupferbeil aus Riedmatt nun mehr Geheimnisse zu entlocken, haben es Gishan Schaeren vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kanton Zug sowie Fachleute des geologischen Instituts der Universität Bern einer sogenannten Bleiisotopen-Analyse unterzogen. Diese Methode kann charakteristische Merkmale von Metallen aufdecken, die Vergleiche mit anderen Funden und Orten der Kupferförderung oder  -verarbeitung ermöglichen.

Es zeigte sich: Die Beilklinge aus Zug-Riedmatt stammt wie diejenige des Beils von Ötzi aus der südlichen Toskana. Die Verhältnisse der Bleiisotopen-Werte dieser beiden Klingen sind deckungsgleich, ergaben die Analysen. Dieser gemeinsame „Fingerabdruck“ weist darauf hin, dass die beiden Klingen bezüglich Datierung, Herkunft und Werkstatttradition den gleichen Hintergrund haben: Sie stammen aus der Kupferförderung und -verarbeitung im erzreichen Gebiet um Campiglia Marittima und der Colline metallifere in der Toskana.

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Den Forschern zufolge stellt das Ergebnis damit nun ein wichtiges Puzzleteil für die europäische Archäologie dar: Es verdeutlicht die kulturellen Verbindungen von Norden und Süden und die Verteilungsnetze von Kupfer vor 5000 Jahren. Entgegen einiger Vermutungen, war die Verwendung von Kupfer demnach nördlich der Alpen stark durch Impulse aus dem Süden geprägt, resümieren die Experten.

Quelle: Kanton Zug
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