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Ein fast vergessenes Massaker

Geschichte|Archäologie

Ein fast vergessenes Massaker
Das Holocaustdenkmal in Palmnicken (Jantarnyj) erinnert an das Massaker von 1945. (Foto: Iniziatiwa "Palmnicken-45" / Gedenkstättenportal zu Orten der Erinnerung in Europa)

Im ostpreußischen Palmnicken, dem heutigen Jantarny in der russischen Exklave Kaliningrad, gab es in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1945 ein Massaker an KZ-Insassinnen, das nur wenig bekannt ist. Die Teilnehmer der DAMALS-Leserreise besuchten das Mahnmal, das an diese schreckliche Tat von SS-Truppen erinnert, in dem kleinen Ort an der ostpreußischen Ostseeküste.

Rund 5000 Menschen, vornehmlich jüdische Frauen aus Polen und Ungarn, fielen diesem Verbrechen kurz vor Ende des Krieges zum Opfer. Aufgrund des Vordringens der Roten Armee hatte die SS die zahlreichen Außenlager des KZ Stutthof bei Danzig aufgelöst und die Gefangenen in Königsberg zusammengeführt. Die rund 5000 Menschen wurden in der Nacht des 26. Januar 1945 bei eisigen Temperaturen in Richtung Palmnicken getrieben. Wer nicht mehr konnte, wurde unterwegs erschossen oder erschlagen. In Palmnicken wollte die SS die noch lebenden etwa 3000 halb verhungerten und erfrorenen Frauen in den Schacht des dortigen Bernstein-Bergwerks einmauern. Das lehnte der Bergwerksdirektor jedoch ab. Stattdessen ließ er die Frauen mit Essen versorgen. Ebenso versuchte der Kommandant des örtlichen Volkssturms, ein Major der Reserve, die Ermordung der Frauen zu verhindern. Vermutlich auf Initiative der SS wurde er allerdings mit einem Trupp des Volkssturms zur Unterstützung der Wehrmacht aus Palmnicken abgezogen. Als er begriff, dass er Opfer einer Intrige geworden war, beging er Selbstmord. Die SS konnte nun ihr Vorhaben zu Ende bringen: In der Nacht des 31. Januar brachte sie die Gefangenen an den Strand von Palmnicken und trieb die Frauen unter Gewehrsalven ins eisige Wasser. Die meisten Frauen starben sofort durch die Schüsse, ertranken oder erfroren. Wer noch nicht tot war, erhielt einen gezielten „Gnadenschuss“. Nur einige wenige Frauen überlebten, sie wurden von mutigen Pamnickern aufgenommen und versteckt, bis die Rote Armee den Ort besetzte. Heute weist nur das Mahnmal auf das schreckliche Verbrechen hin. Die Küste, an der die SS das Massaker beging, ist ein Anziehungspunkt für die Kaliningrader, die den Sommer genießen wollen – Familien mit kleinen Kinder tummeln sich am Strand und im Wasser, Musik erklingt, auf der Terrasse eines Strandrestaurants sitzen die Gäste im Schatten und genießen ihr Bier. Nur wenige Hundert Meter von diesem friedlichen Strandleben entfernt gibt es einen weiteren Ort, der daran erinnert, dass dieser Landstrich im Zweiten Weltkrieg hart umkämpft war. Auf einem vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge angelegten Friedhof sind deutsche Soldaten beigesetzt worden, die hier in den letzten Kriegsmonaten fielen. Ein Blick auf die Namenstafeln zeigt, dass viele von ihnen gerade mal 20 Jahre alt waren.

Mehr Informationen zum Holocaustdenkmal Palmnicken gibt es im Internet auf den Seiten des Gedenkstättenportals zu Orten der Erinnerung in Europa: http://www.memorialmuseums.org/denkmaeler/view/774/Holocaustdenkmal-Palmnicken

Quelle: Stefan Bergmann, Redaktion DAMALS
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