Bisher konnte weder die eine noch die andere Annahme zweifelsfrei gestützt werden. Das Hauptproblem lag dabei darin, dass Sprachforscher die Entstehung der verschiedenen Sprachen zwar relativ zueinander zeitlich einordnen konnten, jedoch keine Möglichkeit hatten, absolute Zeitpunkte zu bestimmen. Russell Gray und Quentin Atkinson von der Universität von Auckland gelang es jetzt jedoch, einen zeitlich eingeordneten Stammbaum 87 indogermanischer Sprachen zu entwickeln. Dabei halfen den Wissenschaftlern statistische Methoden aus der Evolutionsbiologie, mit denen sonst genetische Unterschiede analysiert werden.
Nach den Ergebnissen der Forscher besteht kein Zweifel daran, dass die indogermanischen Sprachen aus Anatolien stammen: Die ersten Abzweigungen auf dem Stammbaum tauchen 9800 bis 7800 vor Christus auf ? viel zu früh, um mit den Wanderungen des Kurganvolkes erklärt werden zu können. Aus der Ursprache entwickelten sich im Lauf der Zeit viele verschiedene Sprachgruppen, zu denen unter anderem Keltisch, Germanisch, Slawisch, Romanisch, Griechisch, Iranisch, Indisch, Baltisch, Armenisch, Hethitisch und Thrakisch gehören.