Kapuzineraffen (Cebus capucinus) haben viele Verhaltensweisen entwickelt, die eigentlich nur für Menschen und/oder Schimpansen typisch sind. Sie haben im Vergleich zu ihrer Körpergröße ein außerordentlich großes Gehirn, leben in größeren Gruppen, sind Allesfresser, geschickte Jäger und versiert im Werkzeuggebrauch und unterhalten komplexe soziale Beziehungen.
Die Forscher identifizierten drei typische Verhaltenskonventionen, die Affen in Ruhepausen benutzen: Handschnüffeln, Saugen an Körperteilen sowie verschiedene „Spiele“: Beim Handschnüffeln legt sich ein Affe die Hand eines anderen auf Mund und Nase, so dicht, als würde er eine Gasmaske auflegen, und atmet dann Minuten lang tief ein. Im Extremfall steckt er sich sogar zwei Finger seines Gegenübers in die Nasenlöcher.
Zudem konnten die Wissenschaftler beobachten, wie die Affen paarweise miteinander „spielten“. Das am häufigsten beobachtete Spiel ist das „Finger-im-Mund-Spiel“: Hierbei steckt ein Affe seinen Finger in den Mund des anderen, der dann vorsichtig auf den Finger beißt, so dass dieser nicht einfach wieder aus dem Mund gezogen werden kann. Daraufhin unternimmt der gefangene Affe alle möglichen Versuche und Verrenkungen, um seinen Finger wieder zu befreien. Hat er das dann einmal geschafft, steckt er seinen Finger erneut in den Mund des anderen Affen, oder aber der andere Affe macht das Gleiche jetzt mit ihm und das ganze Spiel beginnt von vorn.
Perry und ihre Kollegen gehen davon aus, dass Kapuzineraffen diese Verhaltensweisen an den Tag legen, um die Qualität ihrer sozialen Bindungen mit Gruppenmitgliedern immer wieder einem Test zu unterziehen. Alle diese Rituale sind mit einer gewissen Portion an Risiko oder zumindest Unbequemlichkeit für einen oder sogar beide Beteiligten verbunden. Von daher werden Affen nur bei Paaren mit einer starken Bindung diese vermutlich eher lästigen Handlungen als angenehm empfinden.