Die Überfischung der Meere begann in Großbritannien schon um 1000 nach Christus und damit fast 500 Jahre früher als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie britischer Wissenschaftler. Vor allem betroffen waren demnach Kabeljau und Hering, deren Bestände in der Nordsee zu dieser Zeit wegen des warmen Klimas zudem sehr niedrig waren. Mögliche Ursachen für die starke Nachfrage könnten Bevölkerungswachstum und Urbanisierung gewesen sein. Über ihre Ergebnisse berichten James Barrett von der Universität in York und seine Kollegen im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2004.2885).
Die Wissenschaftler untersuchten 127 Ablagerungen mit Gräten verschiedener Fischarten aus dem siebten bis sechzehntem Jahrhundert auf Hinweise für intensiv betriebenen Fischfang. Besonders in den Jahren von 950 bis 1050 wurde sehr viel mehr Kabeljau und Hering gefangen als zuvor. Die heutigen Probleme des kommerziellen Fischfangs könnten demnach schon damals ihren Ursprung gehabt haben, erklären die Forscher.
Zu der gestiegenen Nachfrage für Nahrungsmittelversorgung aus dem Meer haben vermutlich mehrere Faktoren beigetragen. Dazu gehören Bevölkerungswachstum und Urbanisation. Auch christliche Fastentraditionen, nach der beispielsweise während der vierzigtägigen Fastenzeit nur Fisch, aber kein Fleisch gegessen werden durfte, können zu dem starken Fischfang geführt haben, so Barrett.
Bislang wurde angenommen, dass es erstmals im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert zu einer starken Überfischung gekommen war. Damals breiteten sich Englands Fischereien nach Island und Neufundland aus. Die untersuchten Gräten deuten jedoch auf ein sehr viel früheres Datum hin, das auch bei der Erforschung des Ökosystems des Meeres eine Rolle spielt, schreiben die Forscher.
ddp/bdw ? Eva Hörschgen