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Franklin-Expedition: Erste DNA-Analysen der Toten

Geschichte|Archäologie

Franklin-Expedition: Erste DNA-Analysen der Toten
Sonaraufnahme des Wracks der HMS Erebus - einem der beiden Schiffe der Franklin-Expedition. (Foto: Parks Canada)

Spannende DNA-Analyse: Forscher haben erstmals das Erbgut einiger Mitglieder der berühmten Franklin-Expedition analysiert. Das Material lieferten Knochen der vor gut 170 Jahren in der Arktis gestorbenen Seeleute. Das Ergebnis der DNA-Analysen verrät nicht nur, von wie vielen Besatzungsmitgliedern die Knochen stammen, es könnte auch die Identifizierung der Toten ermöglichen.

Tragisches Ende einer Expedition

Als der britische Polarforscher und Offizier John Franklin im Jahr 1845 mit zwei Schiffen in die Arktis aufbrach, hatte er ein ehrgeiziges Ziel: Er wollte als erster die Nordwestpassage durchsegeln. Doch die Expedition endete in einer Tragödie: Die Schiffe steckten im Eis fest und alle 129 Besatzungsmitglieder kamen um, als sie über das Eis zurück in die Zivilisation gelangen wollten. Warum genau die Männer ihre Schiffe verließen und wie genau sie starben, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

Hinweise zum damaligen Geschehen können nur noch die Überreste liefern – sowohl der Schiffe als auch ihrer Besatzung. Suchexpeditionen haben in den letzten Jahren beide Schiffe der Franklin-Expedition auf dem Meeresgrund der kanadischen Arktis aufgespürt. Auch die Überreste von Besatzungsmitgliedern sind noch erhalten. Einige wurden kurz nach Verlassen der Schiffe am Strand von Beechey Island begraben und sind daher in verhältnismäßig gutem Zustand. Von den später auf dem Treck ins Inland Gestorbenen dagegen sind oft nur noch einzelne Knochen erhalten.

Erste DNA-Analyse der Toten

Jetzt ist es Douglas Stenton von der Kulturbehörde des kanadischen Nunavut und seine Kollegen erstmals gelungen, das Erbgut einiger Mitglieder der Franklin-Expedition zu gewinnen und zu analysieren. Für ihre Studie entnahmen die Forscher Proben aus 39 Knochen und Zähnen, die an acht verschiedenen Stellen von King William Island gefunden wurden und mutmaßlich von Besatzungsmitgliedern stammen.

Bei 37 Proben gelangen die DNA-Analysen. Sie ergaben unter anderem, dass einige Knochen von der gleichen Person stammen, obwohl sie knapp zwei Kilometer voneinander entfernt gefunden wurden, wie die Forscher berichten. Sie vermuten, dass diese Knochen entweder nach dem Tod der Männer von Tieren verschleppt wurden oder aber bei einer Suchexpedition im Jahr 1879 entdeckt und dann falsch zugeordnet worden waren.

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24 Besatzungsmitglieder – und eine Inuit-Frau

Die Analysen geben auch Aufschluss darüber, von wie vielen Toten die bisher bekannten Überreste stammen: Durch DNA-Vergleiche konnte die Forscher sie 24 verschiedenen Besatzungsmitgliedern zuordnen. Eine der Knochenproben allerdings erwies sich als Fehlzuordnung: Diese in der Wilmot and Crampton Bay der King Williams-Insel gefundenen Knochen stammten nicht von einem Mitglied der Franklin-Expedition sondern von einer später dort gestorbenen Inuit-Frau, wie die Forscher berichten.

Die genaue Identität der andere Toten ist noch unbekannt. Die Wissenschaftler hoffen, dies durch Vergleiche von Nachkommen der damaligen Besatzungsmitglieder herauszufinden. „Wir sind bereits mit einigen Nachfahren in Kontakt, die Interesse daran haben, an einer weiteren Untersuchung teilzunehmen“, berichtet Stenton. „Unsere Ergebnisse liefern uns ein wichtiges Fundament für zukünftige Forschung, darunter auch die Identifizierung der Toten.“

Frauen an Bord?

Für große Überraschung sorgten allerdings vier der DNA-Proben: In ihnen fanden die Forscher kein Y-Chromosom – und das könnte dafür sprechen, dass es sich hier um Frauen handelte. Noch ist aber nicht auszuschließen, dass es sich hier um ein falsch-positives Ergebnis handelt, wie Stenton und seine Kollegen betonen. Dies kann bei Analysen alten Erbguts vorkommen, weil das sehr kleine Y-Chromosom im Testprozess manchmal nicht ausreichend repliziert werden kann.

Dennoch schließen die Forscher nicht aus, dass es sich tatsächlich um Frauen gehandelt haben könnte. „Wir waren über dieses Ergebnis überrascht, denn wir hatten bei der Planung der Analyse nicht damit gerechnet, dass damals Frauen an Bord gewesen sein könnten“, sagt Stenton. Doch aus der damaligen Zeit sei bekannt, dass es immer wieder auch verkleideten Frauen auf den Schiffen gab. „Einige verkleideten sich als Männer, andere wurden an Bord geschmuggelt“, so die Wissenschaftler. Ob es solche heimlichen Mitfahrerinnen auch bei Franklins Expedition gab, bleibt vorerst offen.

Quelle: Journal of Archaeological Science: Reports
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