Zurückzuführen ist das auf den Befehl des Kapitäns, Frauen und Kinder zuerst in Sicherheit zu bringen. Der manchmal auch als ungeschriebene Regel der Seefahrt bezeichnete Ausruf ?Frauen und Kinder zuerst? erklang wohl zum ersten Mal 1852 auf der HMS Birkenhead, die vor der südafrikanischen Küste unterging. Höflich ließ man Frauen und Kinder in die Rettungsboote, von denen viel zu wenige zur Verfügung standen. Mehr als 400 Männer ertranken oder wurden von Haien zerfleischt, während alle Frauen und Kinder überlebten.
Die Birkenhead und die Titanic waren allerdings die einzigen der 18 untersuchten Schiffe, auf denen Frauen einen Überlebensvorteil hatten, entdeckten die Forscher. Sie hatten eine Datenbank von 18 Katastrophen auf See erstellt, in der das Schicksal von mehr als 15.000 Passagieren und Besatzungsmitgliedern aus über 30 Ländern festgehalten ist. Dabei achteten sie unter anderem darauf, wie lange ein Schiff vor dem Unglück schon unterwegs gewesen war und welchen Einfluss der Kapitän auf das Verhalten der Männer hatte. Das Ergebnis überraschte: Insgesamt waren die Überlebenschancen von Frauen um die Hälfte geringer als die der Männer. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Besatzungsmitglieder ein Unglück überlebten, war um fast 20 Prozent höher als die der Passagiere.
Seit dem Ersten Weltkrieg überleben zwar mehr Frauen als zuvor, jedoch immer noch weniger als Männer, ergab die Auswertung. Sie zeigte auch, dass nur neun der 16 Kapitäne mit ihrem Schiff untergingen. Wenn die Kapitäne allerdings ausdrücklich anweisen, dass Frauen und Kindern zuerst auf die Rettungsboote sollten, erhöhte sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der Frauen sehr. Die Forscher leiten daraus ab, dass es bei Schiffsunglücken und anderen Katastrophen auf das Verhalten der Führung ankommt.