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Friedensnobelpreis 2000: Kim Dae Jungs Politik steht für "Dialog, Aussöhnung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und friedliche Koexistenz"

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Friedensnobelpreis 2000: Kim Dae Jungs Politik steht für "Dialog, Aussöhnung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und friedliche Koexistenz"
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Das norwegische Nobelkomitee in Oslo hat sich bei der diesjährigen Vergabe des Friedensnobelpreises für den südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung entschieden. Sie würdigten damit Kims Lebenswerk. Er war maßgeblich an der Versöhnung von Nord- und Südkorea beteiligt.

Kim Dae Jung ist offiziell seit 1998 im Amt als Präsident. Seine Politik orientiert er an den Schlüsselbegriffen Dialog, Aussöhnung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und friedliche Koexistenz mit dem Endziel der Wiedervereinigung Nord- und Südkoreas. Diese, bereits im Vorfeld präsentierten Grundlinien behielt Jung auch bei, als es zu Zwischenfällen im Gelben Meer kam und Nordkorea Raketenstarts durchführte. So manch einer erinnert sich bei Jungs Prinzip „Wandel durch Annäherung“ an Willy Brandt und Nelson Mandela. Kim Dae Jung hatte sich immer der Unterdrückung durch autoritäre Regime widersetzte und war schließlich als demokratischer Staatsmann aus den Jahren der Opposition und des Exils hervorgegangen. In diesem Amt setzte er sich, so die Meinung des Komitees, mit „großer moralischer Kraft“ für die Versöhnung mit dem kommunistischen Nordkorea ein. So habe Jung nach ersten vorsichtigen Kontakten im Juni dieses Jahres ein erstes Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong II arrangieren können. „Sein Besuch in Nordkorea hat einen Prozess vorangetrieben, in dem die Spannungen zwischen beiden Ländern verringert wurden.“ Somit bestehe jetzt die Hoffnung, dass der Kalte Krieg auch auf der koreanischen Halbinsel endlich zu einem Ende komme, so das Komitee. Kim Dae Jung ist am 3. Dezember 1925 als zweites von sieben Kindern eines kleinen Bauern in Hugwang-ri in der Provinz Süd-Cholla im Süden der koreanischen Halbinsel zur Welt gekommen. Aufgewachsen ist der später zum Katholizismus übergetretene Politiker unter japanischer Kolonialherrschaft. Seine politische Laufbahn begann 1954, als er, unterstützt von den Gewerkschaften, erstmals für das Parlament kandidierte. Zwei Jahre später trat er in die Demokratische Partei ein. 1961 schaffte er den Sprung ins Parlament in Seoul, doch das Militär unter General Park Chung Hee putschte und Kim Dae Jung wurde verhaftet. Wiederum zwei Jahre später wurde Jung für die Volkspartei ins Parlament gewählt. Der überwältigende Wahlerfolg 1967 für die neu gegründete oppositionelle Neue Demokratische Partei brachte den Politiker landesweit in die Schlagzeilen. 1971 kandidierte Jung für den Präsidentschaftsposten gegen seinen Konkurrenten Park von der Demokratisch-Republikanischen Partei. Trotz mutmaßlicher Wahlfälschung konnte Jung immernoch 46% der Wählerstimmen für sich verbuchen. Kurz bevor in Südkorea 1972 das Kriegsrecht verhängt wurde, verließ Kim Dae Jung, von Freunden gewarnt, heimlich das Land. Er ging ins Exil nach Japan, später dann in die USA. Dort blieb er der Mittelpunkt für die Opposition und gründete den „Koreanischen Kongress für Demokratie und Vereinigung“. 1973 entging Jung nur um Haaresbreite dem Mordversuch durch den südkoreanischen Geheimdienst. Trotz Hausarrest nahm er seine Oppositionstätigkeit wieder auf und forderte 1976 die Wiederherstellung der demokratischen Grundrechte und den Rücktritt Parks. Daraufhin verurteilte man ihn wegen subversiver Tätigkeiten zu fünf Jahren Gefängnis. Seine vollen Bürgerrechte erhielt Kim Dae Jung erst 1979 zurück, als Diktator Park von seinem eigenen Geheimdienstchef ermordet worden war. Danach wurde es für Jung noch schlimmer: Nach der Machtübernahme des Militärs 1980 verurteilte man Kim Dae Jung, unter weltweitem Protest, wegen angeblicher Umsturzpläne zum Tode. Später schwächte man das Urteil auf eine lebenslange Haftstrafe ab, die wiederum auf 20 Jahre verringert wurde, bis sie 1982 plötzlich ganz aufgehoben wurde. Ab 1985 lenkte Kim Dae Jung zusammen mit dem Oppositionspolitiker Kim Young Sam die Neue Koreanische Demokratische Partei und beschränkte dadurch erneut seine persönliche Freiheit. Zum Staatspräsidenten gewählt, rief Kim Dae Jung seine Landsleute auf Nationalgefühl zu beweisen und so die schweren, verzichtreichen Zeiten durchzustehen. Nahezu alle ostasiatischen Staaten erlenten eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise. Jung erließ außerdem die größte Amnestie in der Geschichte des Landes, darunter auch frühere Militärmachthaber und setzte so ein Zeichen der Versöhnung. Am 14. Juni 2000 unterzeichneten Kim Dae Jung und der nordkoreanische Saatschef Kom Jong II eine Versöhnungserklärung. Ein „historisches Treffen“. Obwohl sich beide Staaten seit 1953 faktisch noch im Kriegszustand befinden, kam es, sowohl in Fragen der Familienzusammenführung, als auch in Fragen der Wirtschaftshilfe für den Norden, zu einer Annäherung. Birgit Stöcklhuber
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