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Früher Nachweis moderner Menschen in Europa

Geschichte|Archäologie

Früher Nachweis moderner Menschen in Europa
14-09-23 Willendorf.jpg
Eindruck vom Willendorf Projekt, Philip R. Nigst und Bence Viola
Wann breiteten sich unsere Vorfahren in Zentraleuropa aus? Ein internationales Forscherteam hat nun neue Hinweise zu dieser Frage entdeckt: Die Wissenschaftler fanden an der Fundstätte der berühmten Venus von Willendorf in Österreich Steinwerkzeuge, die sie der archäologischen Kultur des Aurignacien zuordnen, die als Indiz für die Präsenz moderner Menschen gilt. Datierungen ergaben ein Alter von etwa 43.500 Jahren, damit sind die Werkzeuge älter als andere entsprechende Funde. Moderne Menschen besiedelten Zentraleuropa demnach früher als bisher angenommen und teilten sich die Region über einen längeren Zeitraum hinweg mit den Neandertalern.

Dem momentanen Stand der Forschung zufolge besiedelten moderne Menschen Europa vor wenigstens 40.000 Jahren und begannen den Neandertaler zu verdrängen. Möglicherweise setzte dieser Prozess allerdings schon deutlich früher ein. „Leider gibt es kaum Skelettreste des modernen Menschen aus der jüngeren Altsteinzeit, sodass wir andere Funde nutzen müssen um herauszufinden, wann die ersten modernen Menschen erschienen“, sagt Bence Viola vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. „Es sind beispielsweise Überreste des Homo sapiens gefunden worden, die eindeutig der Kultur des Aurignacien zugeordnet werden können. Daher denken wir, dass es sich bei dieser Kultur um einen guten Indikator für die Präsenz des modernen Menschen handelt“, so Viola. „In Willendorf konnten wir das frühe Aurignacien auf ein Alter von 43.500 Jahren datieren, um einiges früher als anderswo“.

Die Steinwerkzeuge wurden in Sedimentschichten gefunden, die im Laufe verschiedener Warm- und Kaltperioden während der letzten Eiszeit entstanden sind. Für die Einschätzung der Eigenschaften des damalige Lebensraums nutzten die Forscher kuriose Informanten: Schnecken.„Mollusken sind für die Rekonstruktion prähistorischer Landschaften hervorragend geeignet, weil sie sehr empfindlich auf Änderungen der Temperatur und Feuchtigkeit reagieren. Schon bei kleinsten Klimaveränderungen kommen also andere Arten von Schnecken vor“, sagt Viola. Die Auswertungen zeigten, dass die klimatischen Bedingungen während der frühen Siedlungsperiode des modernen Menschen einem kühlen steppenähnlichen Klima mit Nadelholzwäldern entlang von Flusstälern entsprachen.

Moderne Menschen lebten Parallel zu den Neandertalern

„Es ist besonders interessant, dass die Kultur des Aurignacien in Willendorf in einer relativ kalten Klimaperiode auftritt. Diese frühesten Siedler waren also bereits an verschiedene klimatische Bedingungen angepasst, für die sie verschiedene Überlebensstrategien benötigen“, sagt Philip Nigst von der University of Cambridge. Diese Präsenz des modernen Menschen überschneidet sich interessanterweise mit direkt datierten Überresten von Neandertalern, berichten die Forscher. „Die neuen Daten aus Willendorf zeigen deutlich, dass moderne Menschen schon im heutigen Österreich lebten, als Teile Europas noch von Neandertalern besiedelt waren.

Die beiden Arten trafen also möglicherweise aufeinander, und es kam zu einem Partner- und Ideenaustausch“, sagt Philip Nigst von der University of Cambridge. „Die Veränderungen der materiellen Kultur der letzten Neandertalergruppen stehen also sehr wahrscheinlich mit dem direkten oder indirekten Kontakt der Neandertaler mit modernen Menschen im Zusammenhang“, ergänzt Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

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Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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