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Frühmittelalterlicher Dachbodenfund

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Frühmittelalterlicher Dachbodenfund
Zufällig auf dem Dachboden entdeckt: Ein Sax und eine Speerspitze aus dem späten 7. Jahrhundert. (Bild: Universität Innsbruck)

Nicht nur im Boden schlummern archäologische Schätze: Die Universität Innsbruck berichtet über den Fund zweier seltener Waffen aus der Karolingerzeit, die auf einem Dachboden in Tirol lagerten. Den Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den über 1300 Jahre alten Stücken um ein Kurzschwert – ein sogenanntes Sax – und eine Speerspitze. Wie sie einst auf den Dachboden gelangten, bleibt unklar. Ursprünglich stammen sie aber wohl aus einem Krieger-Grab, erklären die Experten.

Eigentlich reicht die Fundgeschichte bereits 30 Jahre zurück, wie der Finder Robert Bachmann aus Innsbruck berichtet: „Als wir im Zuge von Renovierungsarbeiten an unserem Haus den Dachboden ausgeräumt haben, bin ich auf die zwei Metallgegenstände gestoßen. Anschließend habe ich sie rund 30 Jahre in meiner Wohnung gelagert. Erst als ich durch Zufall über eine gemeinsame Bekannte mit dem Archäologen Hannes Lehar von der Universität Innsbruck ins Gespräch kam, fielen sie mir wieder ein und ich bat ihn um eine Einschätzung“, erzählt Bachmann. Der Archäologe erkannte die mögliche Bedeutung des Fundes und so nahm die Untersuchungsgeschichte ihren Lauf: Der Finder erklärte sich bereit, die Gegenstände dem Institut für Archäologie für die weitere Analyse zu überlassen.

Rund 1300 Jahre alt!

Lehar wandte sich zur genaueren Beurteilung der Funde an einen Experten für mittelalterliche Waffen an der Universität Innsbruck: „Als er mir die Fundstücke zeigte, war ich sehr überrascht“, sagt Florian Messner. „Üblicherweise sind Dachbodenfunde maximal 200 bis 300 Jahre alt“. Aufgrund ihrer Merkmale schätzte der Experte die Stücke allerdings auf das späte 7. Jahrhundert. Ihm zufolge handelt es sich um die Überreste eines Saxes und einer Speerspitze. Auch wenn es auf den ersten Blick anders wirkt, sind ihm zufolge beide Fundgegenstände in Anbetracht ihres Alters in einem ausgezeichnetem Zustand.

„Saxe lassen sich sehr gut datieren. Diese Art des Kurzschwerts hat immer einen breiten Klingenrücken und ist nur einseitig geschliffen – die Länge, der einseitige Schliff und der breite Rücken beim Fundstück sind typisch für einen schweren Breitsax aus dem frühen Mittelalter“, erklärt Messner. Diese Waffe wurde häufig von Söldnern als Hieb- und Stichwaffe zusammen mit einem Schild und einem Speer verwendet. Die Tatsache, dass der Sax gemeinsam mit einer Speerspitze gefunden wurde, legt nahe, dass die Funde ursprünglich aus einem Krieger-Grab stammen: „Krieger wurden zu dieser Zeit häufig zusammen mit Sax, Speer und Schild bestattet“, erklärt Messner.

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Rostig – aber dennoch gut erhalten

Die Speerspitze ist dem Experten zufolge ebenfalls etwas Besonderes: „Es handelt sich um einen eigenartigen Typ, den wir noch nicht genau zuordnen konnten. Das ist allerdings typisch für das Frühmittelalter, denn im Gegenteil zum Sax, für dessen Herstellung sehr gute Schmiedekenntnisse benötigt wurden, konnte jeder fähige Dorfschmied eine Speerspitze schmieden. Aus diesem Grund gibt es hier keine Standardisierungen wie bei aufwendiger geschmiedeten Waffen“, erklärt der Experte für Mittelalter-Waffen.

Weitere Details könnte nun eine Restaurierung aufdecken, für die das Team momentan nach einer Finanzierungsmöglichkeit sucht. „Wenn die Reste der Scheide im Rahmen der Restaurierung entfernt werden, könnte sich auch eine Damaszierung der Klinge des Schwerts zeigen. Dabei handelt es sich um eine Herstellungsweise von Stahl, die ein wellenförmiges Muster auf der Klinge hinterlässt, diese war zu dieser Zeit bei hochwertigen Klingen üblich“, sagt Messner. Ihm zufolge könnte die Restaurierung somit auch die interessante Frage klären, ob es sich um eine nur für das Begräbnis angefertigte Waffe gehandelt hat, oder ob sie vor rund 1300 Jahren tatsächlich im Einsatz gewesen ist.

Quelle: Universität Innsbruck

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