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Geheimagent in Mönchskutte

Geschichte|Archäologie

Geheimagent in Mönchskutte
Ein Brief des Diplomaten und Geheimagenten Horn. Quelle: British Library, Add. MS 48394, 30

Wie funktionierte die europäische Diplomatie zur Zeit der Französischen Revolution? Einblick in diese Frage soll ein Forschungsprojekt geben, in dessen Fokus eine schillernde Persönlichkeit steht: der gebürtige Schotte Maurus (Alexander) Horn (1762-1820). In seinem turbulenten Leben war er erst Mönch und Bibliothekar, dann Diplomat und schließlich Geheimagent für die Briten. Analysen seiner umfangreichen Aufzeichnungen sollen nun klären, welche Rolle er in der diplomatisch-politischen Geschichte seiner spannenden Zeit spielte.

„Man könnte Horn oder Mister Bergström, so sein Deckname, als einen Vorgänger von James Bond bezeichnen“, sagt Claus Oberhauser von der Universität Innsbruck. Bis 2018 wird sich der Historiker im Rahmen des Projekts „Diplomatie aus dem Untergrund. Die merkwürdige Karriere Alexander Horns“ der Erforschung dieser markanten Persönlichkeit widmen. Dies könnte neue Sichtweisen auf bekannte geschichtliche Ereignisse wie die Französische Revolution eröffnen, meint der Forscher. „Horn war keineswegs nur eine Randfigur, sondern er brachte es nach seinen Anfängen als Benediktinermönch und Bibliothekar bis zum Chargé d Affaires – einem Geschäftsträger im zwischenstaatlichen Verkehr – im sogenannten Immerwährenden Reichstag in Regensburg“, erklärt Oberhauser. Es handelte sich dabei um einen Treffpunkt der gesamten Machtelite Europas. Man kann den Immerwährenden Reichstag mit der heutigen UNO vergleichen, so der Historiker.

Vom Diplomat zum Spion

Interessanterweise erregte Horn in dieser Funktion allerhöchstes Missfallen, berichtet Oberhauser: Napoleon erwirkte im Jahr 1805 persönlich die Absetzung Horns. Das war jedoch der Beginn seiner Karriere als Geheimagent: „Immerhin rund 15 Jahre agierte Horn in Linz, Wien, Prag, Znaim und Frankfurt im Handel mit geheimen Informationen für die britische Krone. Sein Arbeitspensum war ehrgeizig, verfasste er doch pro Woche zwei bis drei Berichtsschreiben an das britische Außenministerium“, erklärt Oberhauser. Rund 900 solcher Texte aus den Jahren 1805 bis 1811 existieren noch. „Im Zuge des Projekts wird auch die private Korrespondenz eine wichtige Rolle spielen“, sagt Oberhauser. Ein großes Talent Horns sei nämlich das Netzwerken gewesen: Er pflegte einen regen Korrespondenzverkehr mit Diplomaten, Politikern und Entscheidungsträgern – vor allem so kam er an seine Informationen.

Brücke zur Gegenwart

Das Forschungsprojekt soll auch eine Brücke zur Gegenwart schlagen, betont Oberhauser: Er will der Frage nachgehen, welchen Handlungsspielraum Einzelakteuren im diplomatischen Dienst und als Geheimagenten hatten und haben. Interessant sei auch der Blick auf die Frage, wie sich diese politischen Akteure ihre eignen Wahrheits- und Wertvorstellungen konstruieren und rechtfertigen. Solche Informationen können neues Licht auf geschichtliche und aktuelle Ereignisse werfen, meint der Historiker. „Die Kommunikation dieser Akteure zeigt auch deren Netzwerke und spiegelt die Wahrnehmungen ihrer Korrespondenz-Partner von zeitgenössischen Ereignissen wider. Wie aufschlussreich solche Korrespondenzen sein können, haben nicht zuletzt auch Wikileaks-Veröffentlichungen und der gegenwärtige NSA-Skandal gezeigt“, so Oberhauser.

Quelle: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
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