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Geheimnisvolles Grafengrab geöffnet

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Geheimnisvolles Grafengrab geöffnet
Die Tumba im Arnsberger Kloster Wedinghausen vor der Öffnung. Foto: LWL/Essling-Wintzer

Ruhen in der Arnsberger Tumba die Gebeine des „berüchtigten“ Klostergründers Heinrich I.? Um diese Frage zu klären, haben Experten das mittelalterliche Hochgrab im Kloster Wedinghausen nun geöffnet. Es kam ein sogenannter Kopfnischensarkophag zum Vorschein, in dem sich wiederum eine bleierne Kapsel befand. Darin entdeckte das Team drei Schädel und einige Knochen. Ob sie vom Klostergründer Heinrich I., seinem Sohn Heinrich II. sowie dessen Ehefrau Ermengard stammen, soll jetzt eine DNA-Untersuchung zeigen.

Das Kloster Wedinghausen in Arnsberg hat eine interessante Gründungsgeschichte: Es wurde um das Jahr 1173 von Graf Heinrich I. von Arnsberg gestiftet – und zwar aus pikantem Grund: Der Erzbischof von Köln hatte ihm die Schuld für den Tod seines Bruders angelastet – die Stiftung war eine Art Sühneleistung, heißt es. Es ist schriftlich überliefert, dass der angebliche „Brudermörder“ und Stifter schließlich in seinem Kloster beigesetzt wurde. Was aber im Lauf der Geschichte mit seinen Überresten geschah, ist fraglich.

Der tonnenschwere Deckel wird gelüftet

Einiges spricht dafür, dass die Gebeine von Heinrich I. im Zuge von „Aktionen“ in der Geschichte des Klosters schließlich in der Tumba in der Propsteikirche von Arnsberg gelandet sind. Dem Anschein nach handelt es sich bei dieser Grabanlage aber nur um die Ruhestätte seines Sohnes Heinrich II. sowie dessen Ehefrau Ermengard, deren liegende Figuren den Deckel der Tumba zieren. Vermutlich wurden die sterblichen Überreste mehrerer Generationen der Grafenfamilie in der Tumba vereinigt, geht aus verschiedenen Quellen bereits hervor. Bekannt ist auch: 1864 war die Tumba im Zuge einer Kirchenrenovierung in der nordöstlichen Ecke des Seitenschiffs aufgestellt worden. Wo sie zuvor gestanden hat, ist hingegen unklar.

Der erste Schritt zur Erforschung des Inhalts der Grabanlage ist nun geglückt, berichtet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Um die Tumba zu öffnen, war einiger Aufwand nötig: Zunächst mussten

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Die Schädel und Knochen befanden sich in einer bleiernen Kiste.
Foto: LWL/Essling-Wintzer

die zwei jeweils 800 Kilogramm schweren Deckel-Figuren entfernt werden. Anschließend konnten die Experten den tonnenschweren Deckel der Tumba mit einem speziellen Kransystem abnehmen. „Es fällt schwer zu beschreiben, was ich empfunden habe, als die Tumba geöffnet wurde. Es war in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Augenblick: Spannung, Nervosität, Ehrfurcht, Freude und die Gewissheit, dass es sich um etwas Einmaliges handelt“, sagt LWL-Denkmalpflegerin Bettina Heine-Hippler.

DNA-Analyse soll Identität klären

Zum Vorschein kam ein aus Sandstein gearbeiteter sogenannter Kopfnischensarkophag, der eine spezielle Aussparung für den Kopf aufweist. „In dieser Form kennen wir solche Sarkophage nur aus Bestattungen des Adels und des hohen Klerus. Von daher könnte es sich bei dem Kopfnischensarkophag tatsächlich um den Sarkophag von Heinrich I. handeln“, sagt LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger. In dem Sandsteingebilde befand sich wiederum eine Kiste aus Blei. Darin fanden die Experten schließlich, was sie sich erhofft hatten: drei Schädel und sogar noch mehr Knochen als erwartet.

Wie das LWL mitteilt, werden die Überreste nun für DNA- und C14-Analysen zum Zentrum für Humangenetik nach Mannheim geschickt. Mit in der Sendung werden sich zudem Funde aus dem letzten Jahr befinden: Bei Untersuchungen im Kapitelsaal des Klosters war eine Grabanlage aus dem frühen 14. Jahrhundert aufgetaucht, in der die LWL-Archäologen Knochen und Knochenfragmente entdeckt haben. Auch sie sollen nun Informationen preisgeben. So könnte sich nun also endgültig klären, wem die in Arnsberg entdeckten Überreste zuzuordnen sind – die Ergebnisse werden in etwa acht Monaten erwartet.

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe

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