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Genetisches und sprachliches Erbe datiert

Geschichte|Archäologie

Genetisches und sprachliches Erbe datiert
Der Blick richtet sich auf Estland und Finnland. (Bild: bgblue/iStock, Lupe: ambo182/iStock)

Migrationsgeschichte im Spiegel fossiler DNA: Aus Untersuchungsergebnissen jahrtausendealter Erbgut-Überreste geht hervor, dass Menschen aus Sibirien vor etwa 2500 Jahren ihr genetisches und auch sprachliches Erbe bei den Vorfahren der heutigen Finnen und Esten hinterlassen haben. Deshalb sprechen diese Bevölkerungsgruppen des Ostseeraums im Gegensatz zu den anderen europäischen Völkern uralische Sprachen.

Aus welchen Mischungen entstand die europäische Bevölkerung? Untersuchungen und genetische Vergleiche von DNA-Überresten aus Funden haben bereits gezeigt: Zu den Ahnen der meisten Europäer gehören vor allem die frühen europäischen Jäger und Sammler, eingewanderte anatolische Bauern sowie Steppenhirten. Es gibt dabei allerdings eine interessante Ausnahme: Aus früheren Untersuchungen war bereits bekannt, dass Bevölkerungsgruppen, die uralische Sprachen sprechen, wie Estnisch und Finnisch, auch genetisches Erbe in sich tragen, das von Menschen aus Sibirien stammt. Wann es zu dieser genetischen Einmischung gekommen ist, war bislang allerdings unklar.

Um Einblicke in diese Frage zu gewinnen, haben die Forscher um Lehti Saag von der estländischen Universität von Tartu nun DNA-Überreste aus Zahnwurzeln von 33 Individuen analysiert, die in der Bronze- und Eisenzeit sowie im Mittelalter in der Region des heutigen Estlands gelebt haben. „Die Untersuchung alter DNA macht es möglich, den Zeitpunkt genau zu bestimmen, wann bestimmte genetische Komponenten, die wir in der modernen Bevölkerung sehen, ein Gebiet erreicht haben“, erklärt Saag.

Geheimnisvolle Entwicklungen vor etwa 2500 Jahren

Aus ihren Untersuchungen ging nun hervor, dass das sibirische Erbgut spätestens in der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. den Bereich im Osten der Ostsee erreicht hat. Das bedeutet: Damals gab es offenbar eine Einwanderung von Menschen aus dieser fernen Region. Dieses Zeitfenster deckt sich den Forschern zufolge mit Annahmen von Linguisten über die Entstehungsgeschichte der uralischen Sprachen im Osten des Ostseeraums. „Somit zeichnet sich nun ab, dass Menschen aus Sibirien am Übergang von Bronze- zu Eisenzeit in die Region kamen und dort Spuren ihres Erbguts und auch ihrer Sprache hinterließen“, resümiert Saag.

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Neben diesem Hauptergebnis stießen die Wissenschaftler auch auf interessante Hinweise auf frühere Bevölkerungsentwicklungen im Gebiet des heutigen Estlands. In der Bronzezeit gab es demnach einen Zustrom von Menschen zu der zuvor dort ansässigen Bevölkerung, die genetische Merkmale für blasse Haut, blaue Augen, und Laktose-Toleranz besaßen. Interessanterweise sind dies Eigenschaften, die bis heute die Nordeuropäer prägen, betonen die Forscher.

Wie sie ankündigen, wollen sie ihre Untersuchungen nun erweitern, um noch mehr Details über die einstigen Migrationsprozesse in Europa aufzudecken. „Wir wollen in der Zeit vorrücken und uns der Untersuchung der Entwicklung der genetischen Struktur im Mittelalter widmen“, schreiben die Wissenschaftler.

Quelle: Cell Press, Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2019.04.026

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