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Gescheiterter Steinzeit-Küstenschutz

Geschichte|Archäologie

Gescheiterter Steinzeit-Küstenschutz
Schematischer Querschnitt des Fundorts an der israelischen Küste heute (oben) und während der Jungsteinzeit (unten). (Bild: J. McCarthy, E. Galili und J. Benjamin.)

Mit steigenden Pegeln hatten Menschen offenbar schon vor 7000 Jahren zu kämpfen: Um sich vor den Fluten nach dem Ende der Eiszeit zu schützen, bauten die Bewohner eines Dorfes an der östlichen Mittelmeerküste einen steinernen Damm, berichten Archäologen. Es handelt sich damit um das älteste bekannte Küstenschutzsystem der Welt. Am Ende verloren die Dorfbewohner allerdings den Kampf gegen den Meeresspiegelanstieg – die Siedlung ging unter. Vor dem Hintergrund der heutigen Entwicklungen erscheint dieses Schicksal wie eine Mahnung.

Heutzutage leben weltweit Millionen von Menschen an den Meeresküsten – dies fußt auf einer uralten Tradition: Viele der ersten festen Siedlungen der Menschheit befanden sich im Küstenbereich – so auch im östlichen Mittelmeerraum. Im Fokus der aktuellen Studie stand ein Dorf, das sich vor etwa 7000 Jahren an der Mittelmeerküste des heutigen Israel befand. Es handelt sich um einen Fundort der Unterwasserarchäologie: Die Überreste der jungsteinzeitlichen Siedlung Tel Hreiz liegen heute weitgehend unter der Wasseroberfläche.

Kampf gegen den steinzeitlichen Meeresspiegelanstieg

Ursprünglich wurde das Dorf allerdings in einem Bereich von etwa drei Metern über dem damaligen Meeresspiegel errichtet, berichten die Forscher um Ehud Galili von der Universität von Haifa. Doch das Meer kam im Laufe der Zeit immer näher: Als Folge der Eisschmelze nach dem Ende der letzten Eiszeit stieg der Meeresspiegel in der Jungsteinzeit jährlich um etwa sieben Millimeter. „Die Menschen an den Mittelmeerküsten erlebten dadurch im Verlauf von nur einer Generation einen Anstieg von 12 bis 21 Zentimetern und in 100 Jahren stieg das Wasser um bis zu 70 Zentimeter“, verdeutlicht Galili. „Dies bedeutete, dass immer häufiger Sturmfluten das Dorf heimsuchten“, erklärt der Archäologe.

Wie aus den Funden hervorgeht, reagierten die Dorfbewohner bereits damals auf die wachsende Bedrohung, wie es auch heute an vielen Küsten üblich ist: Sie bauten Schutzstrukturen. Die Archäologen stießen auf die Reste einer etwa 100 Meter langen Mauer, die sich einst zwischen dem Uferbereich und der Siedlung befand. Den Untersuchungen zufolge haben sie die Dorfbewohner vor etwa 7000 Jahren aus großen Steinen erbaut, die aus einem etwa zwei Kilometer entfernten Flussbett stammten. Letztendlich war aber auch dieser Küstenschutz dem steigenden Meeresspiegel nicht gewachsen: Das Dorf wurde verlassen und verschwand schließlich in den Fluten des Mittelmeers.

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Eine Geschichte mit aktueller Botschaft

„Tel Hreiz ist ein einzigartiges Beispiel dafür, wie Menschen bereits in der Steinzeit auf den Anstieg des Meeresspiegels reagiert haben“, sagt Galili. „Es ist interessant festzustellen, dass auch heute noch Fragen relevant sind, denen sich die Menschen schon damals stellen mussten“, so der Archäologe. Die heutigen Dimensionen der Problematik sind allerdings anders, betont Galili abschließend: „Durch die großen Küstenpopulationen unserer Zeit sind die Konsequenzen für den Menschen im Vergleich zu damals viel dramatischer“.

Quelle: Flinders University, Fachartikel: PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0222560

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