Anständiges Benehmen gehört zum guten Ton. Doch was gehört sich eigentlich und was nicht? Knigge und Co. machten das Thema „Manieren“ erst vor kurzem wieder aktuell und auch der gleichnamige Bestseller des äthiopischen Prinzen Asfa-Wossen Asserate zeigt: Es gibt Diskussionsbedarf über Sinn und Unsinn altbewährter Umgangsformen. In der Sonderausstellung „Manieren. Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten“ geht das Bremer Focke Museum nun der Etikettenfrage auf den Grund.
Auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche kann man über 200 Exponate aus mehr als 40 verschiedenen Museum und Institutionen betrachten. Neben Gemälden und Druckgraphiken sowie Fotografien, Porzellan- und Silberschmiedarbeiten sind auch zahlreiche Alltagsgegenstände wie Kleider und Bestecke zu sehen, die den Wandel der Manieren vom 14. Jahrhundert bis heute veranschaulichen sollen. Unter den Ausstellungsstücken befinden sich außerdem einige Bremensien, die den besonderen Bezug der Ausstellung zur Hansestadt verdeutlichen. Aber das Bremer Museum will nicht nur zur Diskussion über Umgangsformen anregen, sondern auch dem Auge etwas bieten. So wurde in der Eingangshalle des Focke Museums Roter Teppich verlegt, Stellwände aufgebaut, ein üppiger Samtvorhang im Sonderausstellungsraum aufgehängt und die Wände in Rot und Grau gestrichen.
Mit der Sonderausstellung „Manieren“, wollen die Kuratoren, Uta Bernsmeier und Urs Roeber, nicht etwa Regeln für gutes Benehmen aufstellen, sondern vielmehr die „Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten“ in 13 Kapiteln darstellen. Im Lauf der Ausstellung sollen Antworten auf die Fragen gefunden werden, woher Manieren eigentlich kommen, ob es nur gute oder vielleicht auch schlechte Manieren gibt und wie sie sich über die Jahrhunderte entwickelt haben. Die für die Ausstellung ausgewählten Objekte sollen von den Ursprüngen und Erscheinungsformen gesellschaftlicher Regeln, von Peinlichkeitsschwellen und deren lustvoller Überschreitung, aber auch den Mechanismen gesellschaftlicher Ausgrenzung und vielem mehr erzählen.