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Glückssplitter

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Glückssplitter
Aus der Rumpelkammer der Glücksforschung haben unsere Autoren ein paar Fundstücke hervorgezogen.

Don’t marry, be happy

Heiraten gilt als goldener Weg zum Glück. Fleißige Ökonomen wollen sogar errechnet haben, dass Alleinstehende 100 000 Dollar im Jahr zusätzlich verdienen müssten, um den Glücksvorteil von Verheirateten auszugleichen. Denn Männer wie Frauen preisen sich glücklicher, wenn sie verheiratet sind. Das haben zahlreiche Befragungen ergeben. Allerdings bleibt dabei eine gern übersehene Frage offen: Sind Menschen tatsächlich glücklich, weil sie verheiratet sind? Oder heiraten sie, weil sie glücklich sind? Der Psychologe Richard Lucas von der Michigan State University hat das überprüft. Er wertete die Daten von 2530 Deutschen aus, die für das deutsche Sozio-oekonomische Panel Jahr um Jahr ihre Befindlichkeit und ihre Lebensumstände zu Protokoll gegeben hatten. Desillusionierender Befund: Auf einer Glücksskala von 0 bis 10 steigt der Durchschnittswert in den mutmaßlich glücklichen Zeiten vor der Heirat und den ersten Jahren danach zwar um 0,23 Punkte. Aber schon wenige Jahre später ist das Glück wieder da, wo es vorher war. Dabei gibt es durchaus viele Deutsche, denen der Trauring dauerhaft hilft. Doch Lucas fand eben auch „genauso viele Leute, die am Ende weniger glücklich waren als zu Beginn“. Dabei waren die Geschiedenen noch nicht einmal berücksichtigt. Zu ähnlichen Ergebnissen wie Lucas kommt der Wirtschaftswissenschaftler Alois Stutzer von der Universität Basel. Er nutzte ebenfalls das Sozio-oekonomische Panel und bewies: Wer irgendwann heiratet, ist schon lange vorher glücklicher. „Es leuchtet ein, dass unzufriedene und unglückliche Menschen sich schwer tun, einen Partner zu finden“, kommentiert Stutzer. Notorische Pechvögel und Unglücksraben sind dagegen schon vor Beginn der Ehe für eine Scheidung prädestiniert. Auch nach Stutzers Daten bekommt die Ehe nicht allen gleich gut. Vergleichsweise viel Glück verspricht sie, wenn die Partner über ein ähnliches Bildungsniveau verfügen. Ratschläge aufgrund seiner Forschung will der Ökonom aber nicht geben. Es hätte wohl auch wenig Sinn. Sein Ko-Autor Bruno Frey von der Universität Zürich hält die Ehe ohnehin für eine „Verhaltensanomalie“. So umschreiben Wirtschaftswissenschaftler irrationale Entscheidungen.

Ohne Titel

Glückliche Altsteinzeit

„Wir leben heute länger und glücklicher als je zuvor“, glaubt der Soziologe Ruut Veenhoven von der Universität Rotterdam. Auch nicht schlecht ging es den Menschen seiner Meinung nach als Jäger und Sammler. Die damaligen Stämme konnten ihre Mitglieder kaum zu etwas zwingen, weil die sich notfalls zunächst allein durchschlagen und dann einem anderen Stamm anschließen konnten. Da es zu dieser Zeit noch kaum möglich war, Reichtümer anzuhäufen, lohnte es sich ohnehin kaum, andere zu unterdrücken. Das änderte sich, als der Ackerbau in Mode kam. Kriegerkasten konnten die Bauern ausbeuten. Auch die Gesundheit der Menschen wurde schlechter, wie Knochenfunde verraten. Erst mit der Industriegesellschaft ging es wieder aufwärts. In ihr stirbt kaum jemand an Hunger und wenige Menschen werden umgebracht. Die moderne Welt bietet genügend Herausforderungen für das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Schließlich sei die Gattung Mensch „ unter ziemlich rauen Bedingungen entstanden“, meint Ruut Veenhoven. Sie gedeihe daher gut „in der modernen Gesellschaft mit ihren Komplexitäten, Wettbewerb und Wahlmöglichkeiten“.

Ohne Titel

E.T. im Glück

Nach einer gewagten Theorie könnte die Glücksforschung verstehen helfen, warum die Menschheit noch nie Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen hatte – obwohl es eigentlich viele davon geben müsste. „Jede Zivilisation, die einen gewissen Grad an Intelligenz erreicht, wird ihr gesamtes Know-how darauf konzentrieren, ihre eigene subjektive Befindlichkeit zu verbessern“, postuliert der Evolutionsbiologe Geoffrey Miller in einem noch unveröffentlichten Buch. E.T. amüsiert sich, statt uns zu besuchen.

Ohne Titel

Loben Sie einen Japaner!

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Ziemlich glücklich zu sein, hat einen Nachteil: Es ist sehr schwer, noch glücklicher zu werden. Denn beglückende Ereignisse verlieren an Wirkung, je häufiger man welche erlebt. Dieses Prinzip wird US-Amerikanern europäischer Abstammung zum Verhängnis, während Asiaten damit Glück im Unglück haben. Asiaten fühlen sich nämlich im Allgemeinen weniger glücklich, wie viele Befragungen ergeben haben. So war es auch in einer 2007 veröffentlichten Studie von Shigehiro Oishi, einem aus Japan stammenden Psychologen der University of Virginia. Studenten in Korea und Japan fühlen sich nach seinen Daten nicht so wohl wie amerikanische. Doch wenn ihnen etwas Erfreuliches passiert, sie zum Beispiel ein Lob bekommen, bessert sich ihre Befindlichkeit stärker. Ein Lob reicht auch aus, ein negatives Ereignis auszugleichen, etwa wenn sie ignoriert wurden. Amerikaner dagegen können im Schnitt ein Ärgernis erst mit zwei Annehmlichkeiten neutralisieren – für sie muss zum Lob beispielsweise noch eine gute Note dazukommen.

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Sonntagskinder

Wie schaffen es manche Menschen nur, die meiste Zeit glücklich zu sein? Um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen, ließ der Psychologe Ed Diener von der University of Illinois über 200 Studenten eine Reihe von Fragebögen ausfüllen. Doch die glücklichsten zehn Prozent entpuppten sich als ziemlich unauffällige Zeitgenossen. Ihre Testergebnisse wiesen sie zwar als wenig neurotisch und relativ extravertiert aus, ansonsten aber als stinknormal: Die Glücklichen verfügten nach eigenen Angaben nicht über mehr Geld als der Rest, hatten keine besseren Noten, rauchten, tranken und schliefen weder mehr noch weniger. Sie waren auch nicht besonders religiös. Und sie bekamen von anderen auch kein besseres Aussehen bescheinigt. Das eigentliche Geheimnis der Glückskinder scheint nicht zu sein, was sie tun und was ihnen passiert, sondern wie sie damit umgehen. Das zeigt eine Reihe von Studien der Psychologin Sonja Lyubomirsky von der University of California in Riverside. So finden glückliche Schüler ein College, das ihre Bewerbung ablehnt, nicht mehr so attraktiv wie ursprünglich. Die anderen bleiben konsequent und ärgern sich. Müssen zwei Studenten gleichzeitig Denksportaufgaben lösen, lässt es eine Frohnatur kalt, wenn der andere viel schneller fertig ist. Durchschnittsgemüter hingegen fühlen sich schlecht. Schließlich denken Glückskinder wenig über sich selbst und ihre Gefühlswelt nach. Die Glücklichen!

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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Hyp|no|se  〈f. 19〉 schlafähnlicher, durch bestimmte Techniken erzeugter Zustand, in dem das Bewusstsein herabgesetzt ist u. der Schlafende auf Befehl des Hypnotiseurs Handlungen ausführen kann ● jmdn. in ~ versetzen; aus der ~ erwachen; in tiefer ~ sein [→ hypnotisch … mehr

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