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Grabräuberei-Fahndung aus dem Weltall

Geschichte|Archäologie

Grabräuberei-Fahndung aus dem Weltall
Satellitenaufnhame ausgeraubter Hügelgräber (Credit: DigitalGlobe). Rechts im Bild: „Skythen-Gold“, wie es in einem der ausgeraubten Gräber hätte gefunden werden können. (Credit: Trevor Wallace)

Ist dieses Hügelgrab noch intakt oder schon ausgeraubt? Mit dem scharfen Blick von Satelliten lässt sich auch in schwer zugänglichen Regionen der Zustand archäologischer Stätten erfassen, zeigt eine Studie im Fall von Gräbern antiker Steppenkulturen in Nordasien. Archäologen können dadurch ohne viel Aufwand das Werk von Grabräubern erkennen und Maßnahmen zum Schutz der Stätten oder Notgrabungen einleiten, sagen die Forscher.

Auf der ganzen Welt zerstören Grabräuber bereits seit Jahrhunderten kulturelles Erbe. Besonders gravierend ist dieses Problem in den schwer zugänglichen Regionen im Nordwesten Asiens. Vor mehr als zweieinhalb Jahrtausenden begannen sich dort nomadische Kulturen von Südsibirien bis nach Osteuropa auszudehnen, die oft zusammengefasst als Skythen bezeichnet werden. Gemeinsam war diesen Kulturen, dass sie für ihre Toten Hügelgräber errichteten. Von diesen sogenannten Kurganen gibt es Tausende in der nordwestasiatischen Steppe. Sie sind berühmt für die Schätze, die den Toten einst beigegeben wurden: Kunstvoll gefertigte Waffen und filigraner Goldschmuck haben die Skythen berühmt gemacht.

Das Gold der Skythen im Visier

Diese Schätze lockten schon früh Räuber an. Vor allem während der Kolonialisierung Sibiriens im 18. Jahrhundert erreichte die Grabräuberei ein enormes Ausmaß: Banden zogen systematisch durch die Steppen und durchwühlten ein Hügelgrab nach dem anderen. Es ist erstaunlich, dass überhaupt noch unzerstörte Kurgane übrig geblieben sind. Diese gilt es nun natürlich zu schützen, denn der Anreiz für Grabräuber ist immer noch hoch. Denn durch die Seltenheit des Angebots und die steigende Nachfrage erzielen die prunkvollen Kunstwerke der Steppenvölker auf dem Schwarzmarkt teils astronomisch Preise. Diese Kulturgüter für die Menschheit zu sichern, ist nun allerdings eine schwierige Aufgabe.

Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher um Gino Caspari von der Universität Bern nun untersucht, inwieweit Satellitentechnik sich als Werkzeug für die Archäologie in eignet. Konkret haben sie eine schwer zugängliche Steppenregion in Nordwestchina mithilfe von hochauflösenden Satellitendaten untersucht, um dort den Zustand von Gräbern vom All aus zu erfassen. „Für unsere Untersuchungen haben wir uns bewusst ein Gebiet in Xinjiang ausgesucht – wir vermuteten, dass aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit mehr Gräber intakt geblieben und nicht geplündert worden sind“, erklärt Caspari.

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Grabräuberei zeichnet sich ab

Wie sie berichten, ließen die Spuren, die sie auf den Satellitenaufnahmen erkennen konnten, oft das Schlimmste vermuten. Durch Begehungen vor Ort konnten die Forscher dann bestätigen, dass sie durch den Satellitenblick den Zerstörungsgrad der Gräber genau erkennen konnten. Unterm Strich kamen sie zu dem Ergebnis: „Auch in diesem entlegenen Gebiet waren mehr als 74 Prozent der untersuchten Gräber bereits zerstört und ausgeraubt“, berichtet Caspari.

Neben dieser schlechten Nachricht, gibt die Studie nun allerdings auch Hoffnung: Über eine wiederkehrende Auswertung von Satellitenbildern können Grabräuberaktivitäten nun verfolgt werden, sagen die Wissenschaftler. Dies dokumentierte eine Analyse von Aufnahmen, die bis ins Jahr 2003 zurückgehen: Sie ließen deutlich erkennen, wie seither immer wieder archäologische Stätten geplündert wurden. „Die letzten archäologischen Stätten der antiken Steppenkulturen sind nun akut bedroht“, sagt Caspari. Er hofft, dass die Ergebnisse helfen, die Aktivitäten von Grabräubern frühzeitig zu erkennen, damit Maßnahmen zum Schutz oder Notgrabungen eingeleitet werden können.

Quelle: Universität Bern, Heritage, doi: 10.3390/heritage1020021

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