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Grönland bot den Wikingern mildes Klima

Erde|Umwelt Geschichte|Archäologie

Grönland bot den Wikingern mildes Klima
Rekonstruktion der Kapelle von Thjodhild auf dem einstigen Anwesen von Erik dem Roten im heutigen Qassiarsuk, Grönland. (G. Everett Lasher / Northwestern University)

500 Jahre lang haben sie den Herausforderungen getrotzt – wie konnten die Wikinger so lange auf Grönland existieren und warum verschwanden sie im späten Mittelalter schließlich doch? Eine Rekonstruktion der Klimaentwicklung auf der entlegenen Insel wirft nun Licht auf diese Geschichte. Demnach herrschten während der Besiedlungszeit vergleichsweise milde Bedingungen auf Grönland. Der Untergang der Siedlungen fällt dann mit starken Klimaschwankungen zusammen, die schließlich in eine Kaltzeit mündeten.

Erik der Rote war die Schlüsselfigur: Der berühmte nordische Entdecker brachte im Jahr 986 die ersten Siedler von Island zur Südspitze Grönlands. In der folgenden Zeit etablierte sich dort schließlich eine florierende Kolonie aus kleinen Siedlungen. Schätzungen zufolge erreichte die Bevölkerung Grönlands auf dem Höhepunkt der Entwicklung etwa 6000 Einwohner. Doch gegen Ende des Mittelalters ging es mit den Grönländern bergab. Um das Jahr 1450 verschwanden schließlich auch die letzten europäischen Einwohner von der entlegenen Insel. Anschließend breiteten sich dann die nordamerikanischen Inuit an den Küsten Grönlands aus.

Was geschah mit der Grönland-Kolonie?

Die genauen Ursachen und Abläufe des Untergangs der skandinavischen Kolonie gelten als unklar. Man nahm allerdings an, dass eine Abkühlung des Klimas in der Region eine wichtige Rolle gespielt hat. „Es gibt Vermutungen, dass sich die Nordmänner während einer ungewöhnlich warmen Periode in Grönland niedergelassen haben. Doch detaillierte Temperaturrekonstruktionen, die dies eindeutig bestätigen, liegen bislang nicht vor“, sagt Everett Lasher von der Northwestern University in Evanston. Einige Studienergebnisse widersprechen sogar dem Bild einer Warmphase in der Region: Sie verweisen auf eine Ausdehnung der Gletscher im nahegelegenen arktischen Kanada, als die Wikinger in Südgrönland lebten. „Die Entwicklung der dortigen Bedingungen galt somit bisher als ein klimatisches Rätsel“, so Lasher.

Um die Klimaentwicklung in der Region nun genauer zu rekonstruieren, untersuchten Lasher und seine Kollegen Sedimentbohrkerne aus grönländischen Seen. Die Probenahmestellen befanden sich in der Nähe der Reste einer Siedlung, die einst Erik der Rote gegründet haben soll. Seesedimente eignen sich besonders gut zur Untersuchung einstiger Klimabedingungen, da sie Schichten bilden, die sich wie Baumringe Jahren zuordnen lassen. Um die Temperaturen zu bestimmten Zeiten zu rekonstruieren, analysierten die Wissenschaftler die Überrester kleiner Insekten (Chironomiden) in den Sedimentschichten. Die Zusammensetzung von Sauerstoffisotopen in diesen Tierchen lassen Rückschlüsse über die Temperaturbedingungen zu ihren Lebzeiten zu, erklären die Forscher.

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Klimageschichte im Spiegel von Insekten-Überresten

Sie kamen zu dem Ergebnis: Die Zeit der Besiedlung war von einem ungewöhnlich milden Klima im Süden Grönlands geprägt. Durchschnittlich war es dort um 1,5 Grad Celsius wärmer als in der Zeit davor und danach. Wie die Forscher berichten, zeichnet sich am Ende der Siedlungsgeschichte dagegen ein ausgesprochen unberechenbares Klima ab – mit Rekordwärme und Rekordkälte. Erstaunlicherweise passt diese Klimageschichte damit nicht zu Entwicklungen in anderen Teilen der Nordhalbkugel. Lasher und seine Kollegen spekulieren, dass lokale Veränderungen der Meeresströmungen zu den Effekten im Süden der großen Insel geführt haben.

„Eigentlich stand am Anfang unserer Studie die Erwartung, dass wir keine Warmphase finden würden. In diesem Fall hätten wir erklärt, dass die Nordmänner eben so robust waren, dass sie sich auch in einer kalten Zeit in Grönland niederlassen konnten“, sagt Lasher. „Stattdessen fanden wir aber Beweise für eine warme Periode. Später, als die Siedlungen ausstarben, gab es anscheinend klimatische Instabilität. Vielleicht waren die Wikinger letztlich nicht so widerstandsfähig gegenüber diesem Problem wie die Inuit“, resümiert der Wissenschaftler.

Quelle: Northwestern University

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