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Größtes und ältestes Bauwerk der Maya entdeckt

Geschichte|Archäologie

Größtes und ältestes Bauwerk der Maya entdeckt
AGuada Fenix
Auf LIDAR basierende Topografie von Aguada Fénix. (Bild: Takeshi Inomata/ University of Arizona

Die Maya haben im Regenwald von Mexiko und Guatemala unzählige Tempel, Monumentalbauten und Ruinenstädte hinterlassen. Doch nun haben Archäologen das bisher größte und älteste Bauwerk dieser Kultur entdeckt. Es handelt sich um eine gewaltige, mehr als einen Kilometer lange und bis zu 15 Meter hohe Plattform, die inmitten weiterer Zeremonialbauten an der Grenze Mexikos zu Guatemala liegt. Die mittels Laserscans aufgespürte Stätte, Aguada Fénix getauft, wurde bereits ab 1000 vor Christus errichtet und liefert damit wertvolle Hinweise dazu, wie und aus welchen Einflüssen die Maya-Kultur einst entstand.

Mehr als 2000 Jahre lang herrschten die Maya über weite Teile Mittelamerikas. Von ihrer Macht zeugen noch heute die Überreste gewaltiger Tempelpyramiden im Regenwald von Mexiko und Guatemala. Archäologische Funde belegen zudem, dass diese Kultur sowohl technisch als auch kulturell weit entwickelt war: Sie nutzten Schriftzeichen, führten komplexe astronomische und kalendarische Berechnungen durch und konstruierten durchdachte Systeme zur Wasserversorgung ihrer Städte. Bis heute umstritten sind dagegen der Ursprung der Maya-Zivilisation etwa um 1000 vor Christus wie auch die Ursachen ihres Niedergangs um etwa 1000 nach Christus. Zu letzteren gehören soziale Konflikte und Kriege innerhalb des Mayareichs, aber auch Nahrungsmangel durch eine Übernutzung der Böden oder die Invasion fremder Völker. Auch ein zunehmend trockeneres Klima spielte wahrscheinlich eine Rolle. In Bezug auf die Entstehung der Maya-Kultur diskutieren Forscher darüber, ob diese sich unabhängig von ihren Nachbarn entwickelt hat oder aber ob die frühen Maya aus olmekischen Wurzeln hervorgegangen sind, einer schon vor den Maya im mittelamerikanischen Tiefland bestehenden Kultur.

Laserscans enthüllen unerkannte Monumentalbauten

Neues Licht auf die Wurzeln der Maya wirft nun eine Entdeckung in der mexikanischen Region Tabasco an der Grenze zu Guatemala. „Wir dachten, dass dieses Gebiet am westlichen Rand des Maya-Tieflands vielleicht den Schlüssel zum Verständnis der Beziehung zwischen der Olmeken-Zivilisation und der Maya-Gesellschaft bildet“, erklären Takeshi Inomata von der University of Arizona in Tuscson und seine Kollegen. Um dieses bislang wenig erforschte Gebiet nach Spuren der Maya zu durchsuchen, setzten die Archäologen die lasergestützte Technologie des „Light Detection And Ranging“ (LIDAR) ein. Bei solchen LIDAR-Surveys wird der Untergrund von einem Flugzeug oder einer Drohne aus mit einem Laserstrahl abgetastet. Aus den reflektierten Strahlen lässt sich die Topografie des Untergrunds ungeachtet der Vegetation ermitteln. „Schon in den gering auflösenden LIDAR-Daten, die die mexikanische Regierung erstellt hatte, bemerkten wir eine riesige Plattform“, berichtet Inomata.

Als die Forscher dann die höher auflösenden LIDAR-Daten des Nationalen Geografischen Instituts von Mexiko auswerteten, entdeckten sie in diesem Gebiet gleich 21 Strukturen der Maya. Dabei handelt es sich größtenteils um kleinere zeremonielle Anlagen, die typischerweise aus einer im Westen liegenden runden oder rechteckigen Erhebung und einer östlichen Plattform mit Gebäuden darauf bestanden. Einer dieser Orte, Aguada Fénix, stach wegen seiner schieren Größe hervor: „Den LIDAR-Messdaten zufolge ist das Hauptplateau dieses Orts rechteckig und 1413 Meter lang sowie 399 Meter breit“, berichten die Forscher. „Im Gegensatz zu anderen Stätten dieser Art, die nicht sonderlich hochgebaut sind, erhebt sich diese Konstruktion zehn bis 15 Meter über die umgebende Fläche.“ An den Rändern der Plattform führen neun Rampen hinauf. Im Osten und Westen angrenzende kleinere Seiten-Plattformen verleihen dem Ensemble einen fast kreuzförmigen Grundriss. Wie die Forscher ermittelten, müssen die Maya allein für das Hauptplateau 3,2 bis 4,3 Millionen Kubikmeter Erde und Geröll aufgeschichtet haben.

Größtes und ältestes Bauwerk der Maya

„Das Hauptplateau von Aguada Fénix ist damit die größte Konstruktion im prähispanischen Maya-Gebiet“, sagen Inomata und seine Kollegen. Um dieses Bauwerk zu errichten, müssen damals 10 bis 13 Millionen Tagwerke nötig gewesen sein. „Es ist daher bemerkenswert, dass diese enorme Konstruktion in Aguada Fénix in der relativ kurzen Zeit von nur rund 200 Jahren gebaut wurde“. Berichten die Forscher. Aus Radiokartierungen von Holzkohleresten und anderen organischen Relikten geht hervor, dass die Maya schon um 1000 v. Chr. mit dem Bau des Hauptplateaus begonnen haben müssen. Etwa um 800 v.Chr. waren auch die jüngsten Bauteile wie einige der Rampen fertiggestellt. Aguada Fénix ist demnach mindestens 50 Jahre älter als das in Guatemala liegende Ceibal, das bislang als das älteste bekannte zeremonielle Zentrum der Maya galt. „Dies ist damit die älteste Monumental-Konstruktion, die je im Maya-Gebiet gefunden wurde, und das größte prähispanische Bauwerk der gesamten Region“, konstatieren die Wissenschaftler.

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Aguada Fénix markiert einen der spektakulärsten Funde der sogenannten mittleren Präklassik – einer Periode, die als entscheidend für die Entstehung der Maya-Kultur gilt. „Aguada Fénix scheint eine zentrale Rolle in diesem dynamischen Prozess der sozialen und kulturellen Innovation zwischen 1000 und 800 v.Chr. gehabt zu haben“, erklären Inomata und seine Kollegen. Gleichzeitig liefert es auch wertvolle Einblicke in das Verhältnis dieser frühen Maya zu den benachbarten Olmeken. Zwar ähneln die Maya-Anlagen in groben Zügen denen der Olmeken, viele Details und auch Funde aus Aguada Fénix unterscheiden sich aber deutlich. Wie die Archäologen berichten, ähneln beispielsweise die Keramikfragmente an diesem Ort eher denen aus der Maya-Stadt Ceibal als den Keramiken der Olmeken. Zudem stammen alle Obsidian-Fundstücke aus dem Gebiet des heutigen Guatemala, währen die Olmeken ihr Obsidian aus Mexiko bezogen.

Ein weiterer Unterschied könnte die Gesellschaftsstruktur der frühen Maya gewesen sein: „Im Gegensatz zu den Zentren der Olmeken gibt es in Aguada Fénix keine Indizien für eine ausgeprägte soziale Ungleichheit, beispielsweise in Form von Skulpturen hochrangiger Personen“, berichten die Wissenschaftler. Auch prachtvolle Pyramiden fehlten. Nach Ansicht von Inomata und seinem Team sprechen diese Merkmale dafür, dass die frühen Maya – anders als die Olmeken, noch keine starken Hierarchien mit machtvollen Eliten besaßen. „In späteren Perioden gab es diese Herrscher und auch administrative Systeme, die den Menschen ihre Arbeit und Stellung zuwiesen“, erklärt Inomata. „Aber dieser Ort stammt aus einer viel früheren Zeit. Wir glauben, dass Aguada Fénix das Resultat gemeinschaftlicher Arbeit gewesen ist. Das demonstriert auch, dass man nicht unbedingt eine wohlorganisierte Regierung benötigt, um diese Art von gewaltigen Projekten durchzuführen.“

Quelle: Takeshi Inomata (University of Arizona, Tucson) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-020-2343-4

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