Habermas warnte davor, dass die öffentliche Wahrnehmung zum Thema Gentechnik abstumpfe und sich zu einer Kosten-Nutzen-Rechnung entwickele. Derzeit verändere der Mensch sein Naturverständnis: Aus Naturbeherrschung werde Naturaneignung, die in ferner Zukunft schwere Folgen für das Individuum haben könnten.
Der Philosoph zeichnete das Szenario eines Menschen, dessen Gene von den Eltern „programmiert“ werden. „In diesen Menschen werden unanfechtbare Absichten gesetzt, aus denen sich später Erwartungen entwickeln“, sagte er. Eine solche Entscheidung der Eltern könne existenzielle Folgen haben, da der Mensch auf einen bestimmten Lebensweg festgelegt werde. Bei aller Skepsis wolle er aber nicht dramatisieren, sagte Habermas.
Jürgen Habermas, der 1962 in Marburg mit einer Arbeit unter dem Titel „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ habilitiert wurde, hat für sein wissenschaftliches Werk viele Auszeichnungen sowie mehrere internationale Ehrendoktorate erhalten. Im Herbst bekommt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.