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Haithabu: Hort mit Goldschmuck entdeckt

Geschichte|Archäologie

Haithabu: Hort mit Goldschmuck entdeckt
Goldohrringe
Diese goldenen Ohrringe wurden vor 800 Jahren bei Haithabu vergraben. © ALSH

Vor rund 800 Jahren vergrub ein Reisender Goldschmuck und rund 30 Silbermünzen in der Nähe der alten Wikingersiedlung Haithabu – holte ihn aber nie wieder heraus. Erst jetzt wurde der mittelalterliche Hort wiederentdeckt. Unter den Funden sind zwei kunstvoll gestaltete, mit Edelsteinen besetzte Ohrringe und eine vergoldete Fibel, deren Schließe eine islamische Münze imitiert. Dies liefert spannende Einblicke in die Zeit nach Ende der Wikingerära.

Die Wikingersiedlung Haithabu und der Grenzwall Danewerk in Schleswig-Holstein gehören zu den herausragenden Zeugnissen der Wikingerzeit vor rund tausend Jahren. Das an der Schlei gelegene Haithabu war damals ein bedeutender Handelsplatz für den Fernhandel der Wikinger und einer der südlichsten Vorposten des Wikingerreiches. Die in unmittelbarer Nähe liegenden Wallanlagen des Danewerks sicherten damals das Grenzland zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee. Heute ist der Archäologische Grenzkomplex Haithabu-Danewerk ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Zufallsfund bei einer Sondengänger-Übung

Jetzt hat ein Metallsondengänger in der Nähe von Haithabu einen besonderen Fund gemacht. Nicki Andreas Steinmann war gerade erst dabei, seine Ausbildung zum Sondengänger abzuschließen. Denn in Schleswig-Holstein wird die Erlaubnis zur Suche mit dem Metalldetektor erst nach einer Schulung und dem Bestehen einer Prüfung vom Archäologischen Landesamt erteilt. Als Teil der praktischen Übungen hatte Steinmann ein Areal auf einer Übungsfläche nahe Haithabu zugewiesen bekommen. Als er dort unter Aufsicht von Mentoren mit seinem Metalldetektor unterwegs war, schlug dieser mehrfach an. Beim Nachgraben im Boden stießen die Forscher auf mehrere Münzen und zwei Goldobjekte.

Daraufhin verständigten die Sondengänger sofort den zuständigen Grabungstechniker des Archäologischen Landesamtes. Dieser übernahm unverzüglich die Funde und organisierte eine kontrollierte Nachgrabung in diesem Areal, an der sich die Gruppe ebenfalls beteiligte. Ziel solcher Untersuchungen ist es, die restlichen Funde zu bergen und die Fundumstände zu dokumentieren. Diese können Aufschluss über die Umstände der Niederlegung geben und sind Grundlage späterer Forschung. Tatsächlich förderte die Nachgrabung weitere silberne und vergoldete Fundstücke zutage. Ein Teil davon bildete einen Hort, andere waren nachträglich durch das Pflügen und andere landwirtschaftliche Tätigkeiten leicht verlagert wurden

Münzfibel
Vergoldete Pseudomünzfibel in Form einer nachgebildeten islamischen Münze. © ALSH

Goldschmuck aus dem Mittelmeerraum

Insgesamt umfasst der Hortfund zwei goldene Ohrgehänge, eine vergoldete Münzfibel und mehrere vergoldete Ringe, eine kleine ehemals vergoldete durchlochte Scheibe sowie rund 30 teilweise stark fragmentierte Silbermünzen. An mehreren dieser Münzen sind Textilreste erhalten. Sie deuten darauf hin, dass sich Schmuck und Münzen ursprünglich in einem Stoffbeutel befanden und in ihm vergraben wurden. Anhand der Münzen konnten die Archäologen den Hortfund genauer datieren. Sie stammen aus der Regierungszeit des dänischen Königs Waldemar II., der von 1202 bis 1241 regierte. Nach Angaben des archäologischen Landesamts spricht dies für eine Deponierung des Horts in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

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Damit wurden diese wertvollen Objekte erst nach Ende der Wikingerzeit und der Zerstörung von Haithabu im Jahr 1066 im Boden versteckt. Dafür spricht auch die Machart der Schmuckstücke. So stammen die beiden goldenen Ohranhänger aus der Zeit um und nach 1100 und stehen in der Tradition byzantinischer Goldschmiedearbeiten. Ein weiteres besonderes Fundstück ist die vergoldete Pseudomünzfibel – eine in skandinavischer Tradition zu einer Gewandschließe umgearbeitete Münze. Bei dem aktuellen Fund handelt es sich dabei um eine Nachahmung einer islamischen Münze, eines almohadischen Gold-Dinars. Die Almohaden waren eine muslimische Dynastie, die zwischen 1147 und 1269 über weite Teile des Maghreb und Südspaniens herrschte. Der Fund dieser aus dem Süden stammenden Schmuckstücke illustriert die weitreichenden Verbindungen dieser Region auch nach dem Ende Haithabus.

Quelle: Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH)

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