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Heiligtum als multikulturelles Bindeglied

Geschichte|Archäologie

Heiligtum als multikulturelles Bindeglied
Heiligtumshügel mit Blick auf die Ruinen des antiken Akragas und die Stadt Agrigent. (Foto: Natascha Sojc)

Schon in der Antike gab es Regionen, in denen verschiedene Kulturen und Bevölkerungsgruppen eng zusammen lebten. Eine davon war die antike Stadt Akragas im Süden Siziliens. Hier haben Archäologen ein Heiligtum entdeckt, das griechische, etruskische und punische Zuwanderer gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung nutzten. Die gemeinsamen Rituale könnten identitätsstiftend für die multikulturelle Bevölkerung gewesen sein.

Das heutige Agrigent an der Südküste Siziliens war bereits in der Antike ein vielbesuchter Ort. Besonders in der Zeit vom 6. bis zum 4. Jahrhundert vor Christus wurde diese Region von unterschiedlichen, teilweise nebeneinander bestehenden Kulturformen geprägt. Im Jahr 580 v.Chr. gründeten griechische Siedler hier einen Stadtstaat und auch Etrusker und Punier siedelten sich an. Diesen in institutionalisierten Gesellschaften lebenden Neuankömmlingen standen die nur lose organisierten Gemeinschaften der eingeborenen Bevölkerung gegenüber.

Wie gut diese Koexistenz der verschiedenen Kulturen funktionierte und wie lange sie anhielt, erforschen seit 2011 Natascha Sojc von der Universität Augsburg und ihre Kollegen. Sie führen dafür Grabungen und Kartierungen auf einem Hügelrücken durch, der in Sicht- und Hörweite zum Zentrum des ehemaligen Akragas steht. Schon bei ersten Grabungen zeigte sich, dass in diesem Gebiet ein altes Heiligtum stand. Im September 2014 haben die Forscher das erste Sakralgebäude dieses Heiligtums freigelegt.

Unter einer Einsturzschicht fanden die Archäologen außerordentlich gut erhaltene Hinweise auf rund 40 verschiedene Opferhandlungen. Das interessante daran: Einfache, lokal hergestellte Trinkschalen und Teller fanden sich dabei ebenso wie bronzene Opferschalen und andere Metallgegenstände, die sich nur die reicheren zugewanderten Siedler leisten konnten. Die Füllung der Gefäße mit Oliven, Getreidekörnern, Muscheln und Resten von Schweinen deutet darauf hin, dass es sich hier um Speise- und Trankopfer gehandelt hat. Die Forscher gehen davon aus, dass in diesem Heiligtum ein Fruchtbarkeitskult praktiziert wurde, der an Erntedankfeiern erinnert.

Die charakteristische Mischung der Funde, unter denen sich griechische und karthagische Gefäße ebenso finden wie indogen-„szilianische“, offenbart die multikulturelle Bedeutung des Heiligtums. Offenbar wurde hier eine lokale Sonderform der in Griechenland verehrten Göttin Demeter oder des Dionysos verehrt – und diese gemeinsame Verehrung verband die aus unterschiedlichen Kulturen stammenden Bewohner der Region. In weiteren Grabungen wollen die Forscher nun noch mehr Kenntnisse über dieses Heiligtum und seine identitätsstiftende Bedeutung für die gemischte Bevölkerung des antiken Akragas gewinnen.

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Quelle: Universität Augsburg
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