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Helden im Zeichen von Schlägel und Eisen

Die alliierten und der Sport 1945-1951

Helden im Zeichen von Schlägel und Eisen

„Die Kompagnie erfüllt hiermit die traurige Pflicht, Ihnen die traurige Mitteilung zu machen, dass Ihr Ehemann, der Wehrmann Theodor Wischermann in treuer Pflichterfüllung am 5.3.1916 im Kampfe vor Verdun den Heldentod gestorben ist.“ Diese Mitteilung machte Anna Wischermann aus Bottrop mit einem Schlag zur Kriegerwitwe. Sie musste sehen, wie sie sich und ihre zwei kleinen Kinder durchbrachte. Ganz ähnlich war das Schicksal der Hinterbliebenen von Grubenunglücken. Auf den Feiern, die den Grubenkatastrophen folgten, sprachen die Redner immer öfter vom „heldenhaften Einsatz auf dem Feld der Arbeit“. In der neuen Sonderausstellung „Helden im Zeichen von Schlägel und Eisen“ zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 18. April bis zum 22. August 2010 in seinem Industriemuseum Zeche Zollern, wie im Revier den Opfern von Grubenunglücken und Kriegstoten des Bergbaus gedacht wurde. Die Schau macht anhand von Fotos, Texten und Objekten ein Stück Denkmalkultur und politische Geschichte des Reviers zwischen dem späten Kaiserreich und den frühen Jahren der Bundesrepublik anschaulich. Prominentestes Objekt ist ein Denkmal für die 46 tödlich verunglückten Bergleute der Zeche Zollern, das aus Dortmund-Marten in die alte Zechenwerkstatt nach Bövinghausen transportiert wurde. Mitte Juni wird eines der ganz wenigen noch erhaltenen Denkmale für die gefallenen Bergleute der Zeche Ickern aus Castrop-Rauxel hinzukommen. Bis dahin dient ein Großfoto als „Platzhalter“. Dokumentiert sind in der Ausstellung die insgesamt 114 größeren Grubenunglücke mit zehn und mehr Opfern, die zusammen 4.014 Tode forderten. Hinzu kamen Hunderte kleinerer Unglücke. „Die Familien standen nach dem Schicksalsschlag durch Schlagwetterexplosionen und Grubenbrände vor dem Nichts. Zwischen Reden und Ritualen und der Lebenswirklichkeit der Hinterbliebenen klaffte eine große Lücke“, erklärte LWL-Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus bei der Vorstellung der Ausstellung in Dortmund. Im späten 19. Jahrhundert entstanden erste öffentliche und private Denkmale für die Opfer der Arbeit im Bergbau. Aber anders als die Kriegerdenkmale standen sie abgerückt auf stillen Friedhöfen. Ulrike Gilhaus: „Die ständige öffentliche Erinnerung an den hohen Blutzoll des Bergbaus war unerwünscht.“ In Parlamenten und Zeitungen lieferten sich die politischen Lager heftige und zum Teil polemisch geführte Debatten. Das „Antreibe- und Ausbeutersystem“ des Bergbaus, das für die Unglücke verantwortlich gemacht wurde, stand am Pranger. Der Bergbau brauchte Symbole der Beschwichtigung und Heroisierung seiner Opfer. Die abstrakte Formensprache der anfänglich schlichten Obelisken wich deshalb noch vor dem Ersten Weltkrieg zunehmend dramatischen Monumenten, um schließlich Platz zu machen für naturalistische Denkmale expliziter „Helden-Bergarbeiter“. Zunehmend beschworen sie die Schicksalhaftigkeit der Unglücke und die „Majestät des Todes“. Sie belegen eine wachsende Abwehrhaltung gegen die stetige gesellschaftliche Anklage. Die neuen Rituale des Bergbaus lehnten sich an die parallel geführten „unabwendbaren“ Kriege an. Dem Kriegstod wurde nationale Sinnhaftigkeit zugeschrieben. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelten Bergbaukonzerne und Politik Deutungsmuster und Bewältigungsstrategien für die neue Dimension der Grubenunglücke. Wie die Toten „auf dem Feld der Ehre“ wurden auch die Toten auf dem Feld der Arbeit immer mehr zu „Helden im Zeichen von Schlägel und Eisen“. Die Dortmunder Präsentation ist ein Begleitprojekt zur Kulturhaupthauptstadt-Ausstellung „HELDEN. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen“, die der LWL bis 31. Oktober in seinem Hattinger Industriemuseum zeigt.

Quelle: LWL
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