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Historiker Volker Reinhardt wird mit Golo-Mann-Preis ausgezeichnet

Geschichte|Archäologie

Historiker Volker Reinhardt wird mit Golo-Mann-Preis ausgezeichnet
Der Historiker und DAMALS-Autor Volker Reinhardt wird mit dem Golo-Mann-Preis ausgezeichnet. (Foto: Universität Freiburg, Schweiz)

Der Historiker und langjährige DAMALS-Autor Prof. Dr. Volker Reinhardt erhält den Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung. Der Preis wird in diesem Jahr erstmals von der Golo-Mann-Gesellschaft verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Reinhardt wird für seine Biographie „Machiavelli oder die Kunst der Macht“, die 2012 im C.H.Beck-Verlag erschienen ist, ausgezeichnet. Darin schildere er klug, anschaulich und auf stilistisch hohem Niveau die Wirkung Machiavellis als Diplomat, politischem Denker und Schriftsteller, begründet die Jury ihr Urteil.

Reinhardt lehrt seit 1992 Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg (Schweiz) und gilt als Experte der italienischen Renaissance. Er ist seit 2004 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des deutschen historischen Instituts Rom und wurde 2012 in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen. Seit diesem Jahr ist der 59-Jährige außerdem Juror im DAMALS-Buchwettbewerb.

Die Jury begründet die Preisverleihung an Reinhardt damit, dass er in seiner Machiavelli-Biographie anhand einer Vielzahl von Quellen die Wirkmächtigkeit des Florentiners darstellt und dabei ein umfassendes Bild des Diplomaten und politischen Denkers, des Schriftstellers und Dichters zeichnet. Dabei stelle er Niccolò Machiavelli in seiner ganzen Widersprüchlichkeit dar. Er gehe darauf ein, dass Machiavelli Provokateur und Tabubrecher und gleichzeitig Überlebenskünstler war, und mit Verhaftung, Folter und Flucht ins Exil politisches Scheitern kennenlernte.

Reinhardt beobachte die Veränderungen an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert und nehme die Beobachtung dieser Zeit des radikalen Umbruchs, in der Machiavelli lebte, als Ausgangspunkt, um dem Leser die Denkprozesse des Florentiners verständlich zu machen, so die Jury. Der Autor nutze zahlreiche Beispiele, um den Wandel darzustellen, der etwa vom Übergang von einer individualistischen Lebensführung zu staatlichen und kirchenbezogenen Gemeinwesen mit sich brachte. So könnten auch Leser, die nicht Fachhistoriker sind, nachvollziehen, wie der kritische Republikaner Machiavelli zu seinem Menschenbild und seinen Vorstellungen über die Geschichte gelangte und warum er als erster Grundsätze einer Staatsräson formulierte. Da Reinhardt seine Leser in die Situation Machiavellis versetze und sie an dessen Überlegungen teilhaben lasse, stimme er sie nachdenklich und rege sie zu eigenen Reflexionen an.

In der Begründung der Jury heißt es ferner: „Politik zu betreiben jenseits von Recht und Moral, gegebenenfalls auch mit Lug und Trug: Darf man das? Die Frage provoziert bis heute heftige Kontroversen. Der Widerstreit zwischen ethischen Grundsätzen und dem, was als politisch notwendig angesehen wird, beschäftigt die Menschen unvermindert. Durch seine Darstellungsweise gelingt es Reinhardt, den Lesern des 21. Jahrhunderts Verständnis und Sinn für die Fremdartigkeit der Gesellschaft des frühen 16. Jahrhunderts zu vermitteln – der wohlfeile Vorwurf eines missverstandenen ‚Machiavellismus’ sollte sich künftig verbieten.“

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Die Golo-Mann-Gesellschaft wurde 2010, ein Jahr nach dem 100. Geburtstag des Historikers, gegründet und hat derzeit 75 Mitglieder. Die historisch-literarische Gesellschaft mit ihrem Geschäftssitz im Lübecker Buddenbrookhaus möchte mit Tagungen, Vortragsveranstaltungen und Lesungen ein Forum zum Austausch bieten und setzt sich aus Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammen. Neben Historikern und Literaturwissenschaftlern gibt es auch Mitglieder, die nicht vom Fach sind, aber Interesse an der Familie Mann oder Golo Manns Geschichtsschreibung haben.

Der Historiker Golo Mann (1909-1994) verfolgte das Ziel einer Geschichtsschreibung, die wissenschaftlich und zugleich „lesbar wie ein Roman“ sein sollte. Der Golo-Mann-Preis soll künftig im Abstand von zwei Jahren an deutschsprachige Autoren verliehen werden, die in einem oder mehreren Werken eine Geschichtsschreibung darbieten, die nicht nur auf der Höhe des wissenschaftlichen Forschungsstands ist, sondern gleichzeitig auch literarischen Ansprüchen genügt.

Die Preisverleihung wird am 16. November im Deutschen Historischen Museum in Berlin stattfinden. Der Preis und die Preisverleihung wird von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ermöglicht.

Quelle: Universität Freiburg (Schweiz)/ Redaktion DAMALS
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