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Historische Karte enthüllt Landraub

USA

Historische Karte enthüllt Landraub
Karte
Die wiederentdeckte Karte von William Clark, der Pfeil markiert die von ihm eingetragenen "Grenze". (Bild: National Archives and Records Administration, Washington, D.C)

Ein Forscher hat in einem US-Archiv eine historische Karte entdeckt, die ein neues, negatives Licht auf den Entdecker und ersten Gouverneur Missouris, William Clark, wirft. Denn die Karte aus dem Jahr 1816 enthüllt, wie Clark den damals in Missouri heimischen Indianerstämmen vertragswidrig ein Stück Land von der Größe der Schweiz absprach. Eine angeblich schon bestehende Grenzlinie verhalf den weißen Siedlern zu diesem Land – und betrog die Indianer um ihr Territorium.

William Clark ist heute vor allem als Entdecker im Rahmen der berühmten Lewis-und-Clark-Expedition bekannt, die ab 1803 das für die Weißen neues Land zwischen dem Mississippi und der Pazifikküste Nordamerikas erkundete. Später wurde Clark zum Inspektor für Indianische Angelegenheiten ernannt und kämpfte im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 mit. Nach dem Sieg der Amerikaner wurden 1813 im Vertrag von Ghent auch die territorialen Ansprüche gegenüber einigen Stämmen der Indianer festgehalten, die im Krieg teilweise auf der Seite der Briten gekämpft hatten. Clark wurde daraufhin zum Gouverneur des neu gebildeten Missouri-Territoriums ernannt.

Landkarte falsch zugeordnet

Nun enthüllt eine in den National Archives and Records Administration in Washington D.C. aufbewahrte Karte, dass William Clark eine entscheidende – und unrühmliche – Rolle bei der Übernahme Missouris durch die Weißen gespielt hat – und dies nicht nur in militärischer Hinsicht. Entdeckt hat dies der Historiker Dr Robert Lee von der University of Cambridge, als er in diesem Archiv eine Karte näher untersucht, die ursprünglich einem Captain Eli B. Clemson zugeschrieben worden war. Die unsignierte und undatierte Karte zeigt in Tinte und Bleistift rund 50 benannte Merkmale, darunter Flüsse, Quellen, Siedlungen und Grenzlinien. Dazu kommen weitere 150 nicht näher beschriftete Landschaftsmerkmale und Niederlassungen.

Wie Lee feststellte, passten einige der auf der Karte gezeigten Merkmale nicht zum vermeintlichen Urheber und Alter der Karte. Stattdessen sprechen Handschrift, Stil und Symbole dafür, dass diese Landkarte von Clark stammte und von diesem im Jahr 1816 gezeichnet worden sein muss. Das Entscheidende jedoch: Auf der Karte findet sich eine unbeschriftete Linie, die offenbar eine Territoriumsgrenze markieren sollte. “Diese Linie kommt fast einem Eingeständnis aus Clarks eigener Hand nahe, dass er den Sauks, Meskwakis und Iowas ein riesiges Stück Land gestohlen hat”, sagt Lee. Denn mit dieser Grenzlinie suggerierte Clark, dass ein Stück Land von der Größe der Schweiz schon vor dem Vertrag von Ghent den weißen Siedlern zugesprochen worden war.

Vermeintlich alte Grenzlinie

“Diese erstaunliche Karte zeigt, wie William Clark das Vertragssystem zwischen den USA und den Indianern aushebelte, um den Siedlern eine Übermacht zu verschaffen – und das in einer Zeit, in der er dafür gerühmt wurde, indigene Ländereien vor illegalen Siedlern zu schützen”, sagt Lee. “Jetzt sehen wir, wie intrigant und hinterlistig er wirklich war.” Die Karte half Clark vermutlich dabei, den Stämmen der Sauk, Meskawaki und Iowa mehr als fünf Millionen Hektar Land abzusprechen. Dieses Land stand ihnen zwar zu, aber Clark nutzte seine Karte und eine geschickte Uminterpretation des Osage-Vertrags von 1808, um den Anspruch der Indianer zu widerlegen, wie der Historiker erklärt.

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“Clarks Landraub funktionierte, weil er einfach abstritt, dass seine Grenzlinie erst nach dem Krieg entstanden war”, erklärt Lee. “Stattdessen erhielt er die Fiktion aufrecht, dass er nur eine alte, schon bestehende Grenze dargestellt hatte, nicht aber eine neue gezogen. Dieser Plan funktionierte so gut, dass Historiker bis heute entweder Clark geglaubt haben oder aber das ganze Ereignis komplett übersehen haben.” Als Folge dieses Landraubs strömten tausende weißer Siedler in die neuen Territorien, viele davon ließen ihre Felder von Sklaven bestellen. Die ursprünglich dort heimischen Ureinwohner wurden vertrieben.

Quelle: University of Cambridge; Fachartikel: William and Mary Quarterly, doi: 10.5309/willmaryquar.79.1.0000

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