Nutztiere, aber auch Hund, Katze und Co werden in unserer Kultur gezüchtet und anschließend oft gehandelt. Ähnliches war offenbar auch schon bei den Maya ab vor etwa 2500 Jahren üblich, berichten Archäologen. „Forensische“ Untersuchungsergebnisse von tierischen Überresten aus einer Ruinenstadt legen nahe: Hunde und andere Tiere wurden bei den Maya gezüchtet und anschließend auch zwischen Regionen gehandelt. Vermutlich spielten sie bei Zeremonien eine wichtige Rolle, sagen die Forscher.
Die Maya gelten als seine der geheimnisvollsten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Als die ersten Europäer die Neue Welt erreichten, war die Blüte dieser indigenen Zivilisation schon längst vorbei – von ihr zeugten nur noch überwucherte Ruinen. Bereits im Verlauf des 9. und 10. Jahrhunderts n. Chr. war die klassische Maya-Gesellschaft untergegangen und die Menschen hatten die Städte verlassen. So auch die Siedlung Ceibal im heutigen Guatemala. Seit den Anfängen der kulturellen Entwicklung war dieser Ort ein wichtiges religiöses Zentrum der Maya gewesen. Davon zeugen heute noch die Überreste der Stadt. Ihrer Erforschung widmen sich seit einigen Jahren die Archäologen um Ashley Sharpe vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama City.
Isotopenanlaysen geben Einblicke
Wie sie berichten, sind sie im Rahmen von Ausgrabungen im Zentrum der Ruinenstadt auf die Überrreste von Tieren gestoßen. Es handelte sich den Untersuchungen zufolge vor allem um die Überbleibsel von Hunden, aber auch von Truthühnern und Raubkatzen. Die meisten der Knochen und Zähne stammten aus der Zeit von 700 bis 350 v. Chr.. Diese Funde unterzogen die Forscher Kohlenstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- und Strontiumisotopenanalysen. Bestimmte Muster in den Ergebnissen dieser Isotopenanlaysen lassen Rückschlüsse über die Ernährungsweise sowie die geographische Herkunft von Lebewesen zu. Solche Verfahren kommen auch in der Forensik zum Einsatz, um beispielswiese Hinweise zu bekommen, wo ein Mordopfer geboren und aufgewachsen ist.
Im Fall der Tiere aus Ceibal zeigte sich: „Die Tierreste lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Bei einigen geht aus Merkmalen der Kohlenstoffisotopverhältnisse hervor, dass sie hauptsächlich Wildpflanzen gefressen haben. Bei anderen findet sich hingegen eine Signatur, die typisch für eine Ernährung mit der Kulturpflanze Mais ist“, sagt Sharpe. Alle Hunde, zwei Truthühner und eine der Katzen hatten demnach Mais gefressen, beziehungsweise Fleisch von Tieren, die mit Mais ernährt worden waren. Die Forscher interpretieren diesen Befund als einen Beleg dafür, dass diese Tiere damals von Menschen gehalten und gefüttert wurden.
Gezüchtet und verschickt
Wie die Forscher berichten, führten die Untersuchungen der Strontium-Isotopenverhältnisse zu dem zweiten spannenden Ergebnis: Die meisten Tiere wiesen demnach Muster auf, die belegen, dass sie aus Ceibal oder dem umgebenden südlichen Tiefland stammten. Doch bei den Überresten von zwei Hunden aus der Zeit um 400 v.Chr., die im Herzen des zeremoniellen Komplexes entdeckt worden waren, war dies nicht der Fall. Bei ihnen stimmten die Strontium-Isotopenverhältnisse mit einer entfernten Bergregion nahe der heutigen Hauptstadt Guatemalas überein. Von dort waren sie offenbar per Fernhandel nach Ceibal gelangt, erklären die Forscher. Ihnen zufolge kamen sie dort wahrscheinlich bei Zeremonien oder als Opfer zum Einsatz.
Ähnliche rituelle Zwecke erfüllte vermutlich auch die Großkatze, deren Überreste bei den Relikten der beiden Hunde entdeckt worden waren. Die Untersuchungsergebnisse zeigten in diesem Fall allerdings, dass das Tier lokalen Ursprungs war. Allerdings war die Raubkatze vermutlich gefüttert worden. „Vielleicht war sie gefangen und dann aufgezogen worden, oder sie lebte in der Nähe von Dörfern und fraß dort Tiere, die sich von Mais ernährt haben. Eine DNA-Analyse soll nun klären, ob es sich um einen Jaguar oder einen Puma gehandelt hat“, gibt Sharpe einen Einblick in die geplanten Arbeiten seines Teams.