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Im Feuer geboren

Geschichte|Archäologie

Im Feuer geboren
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Die Menschen beherrschen das Feuer offenbar schon viel länger als bisher angenommen. Bild: Thomas Wolf, Wikipedia
Bereits vor 70.000 Jahren haben sich Menschen das Feuer als Werkzeug nutzbar gemacht. Darauf deuten Funde von Steinwerkzeugen hin, die eindeutig durch Hitze verändert wurden. Die Beweisstücke gruben Wissenschaftler in den Pinnacle-Point-Höhlen am südlichen Zipfel Afrikas aus. Da die Werkzeuge systematisch hergestellt wurden, vermutet das internationale Forscherteam um Kyle Brown von der Universität in Kapstadt, dass der Gebrauch von Feuer sogar einige 10.000 Jahre älter sein könnte als die steinernen Zeitzeugen.

In der natürlichen Felsformation der Pinnacle-Point-Höhlen nahe der Stadt Mosselbaai in Südafrika hatten Forscher schon 100.000 Jahre alte Belege entdeckt, nach denen die Menschen Meeresfrüchte konsumierten und Pigmente zur Färbung von Objekten nutzten. Bis zur genauen Untersuchung der Höhlen hatten Forscher angenommen, dass der Mensch erst viel später solche Fertigkeiten erlangte. Dasselbe gilt für den ersten Gebrauch von Feuer, der bisher im Europa des Jungpaläolithikums vor etwa 25.000 bis 30.000 Jahren angenommen wurde.

Laut den Forschern beherrscht die Gattung Homo das Feuer aber schon viel länger. Möglicherweise handelt es sich bei den Höhlenbewohnern von Pinnacle-Point sogar um jene Linie, die später bis nach Europa gelangte und die Neandertaler verdrängte. Sie waren jedenfalls in der Lage, Steine einen relativ komplizierten Prozess durchlaufen zu lassen, an dessen Ende primitive Werkzeuge standen.

Dabei ist der Feuergebrauch nur ein Schritt von mehreren: Durch die Hitze wurde das verwendete Silikatgestein überhaupt erst bearbeitbar, musste für ein nützliches Werkzeug aber noch weiter behandelt werden. Dies testeten die Anthropologen im Selbstversuch, indem sie lokales Gestein mit primitiven Methoden so lange veränderten, bis es den ausgegrabenen Stücken glich.

Die Region im heutigen Südafrika scheint mit den auffällig großen kognitiven Leistungen der Menschen vor 100.000 bis 200.000 Jahren ein Zentrum der Entwicklung von Homo sapiens gewesen zu sein, erklären die Forscher. Mit der menschlichen Denkfähigkeit müsse damals sogar etwas ganz Entscheidendes geschehen sein, mutmaßt Mitautor Curtis Marean. Was die Werkzeuge betrifft, könne trotzdem nicht völlig ausgeschlossen werden, dass die Steine durch natürliche Buschfeuer verändert wurden. Diese Möglichkeit wird von den Forschern jedoch als sehr unwahrscheinlich eingestuft, da Steine in urzeitlichen Öfen gefunden wurden, wo sie bewusst deponiert wurden. Außerdem liefern Untersuchungen von Sedimenten in der Region keine Hinweise auf großflächige, unkontrollierte Brände, denn solche hätten sich als Asche oder Kohle abgelagert.

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Kyle Brown (Universität in Kapstadt) et al.: Science, Bd. 325, S. 859 ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm
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