Mit den Medien des 21. Jahrhunderts holt der Schwäbische Wald die glorreiche Zeit der Römer zurück. Die Virtuellen Limeswelten sollen in diesem Jahr an elf Stationen das Leben 230 nach Christus zeigen – mit moderner 3-D-Brille und rekonstruiertem Alltag am Limes. „Was meist unbekannt ist, dass der Obergermanisch-Raetische Limes das größte Bodendenkmal Europas ist“, sagte der Landrat des Rems-Murr-Kreises, Johannes Fuchs, der seine Gegend als die „Grüne Lounge der Metropolregion Stuttgart“ bezeichnete. Integriert sind Ausgrabungen und Museen entlang der ehemaligen Grenze durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald, die insgesamt 550 Kilometer lang ist.
Seit 2005 auf der UNESCO Weltkulturerbeliste vertreten, erwacht diese Grenze aus ihrem Dornröschenschlaf: 60 Kilometer lang zwischen Welzheim und Jagsthausen, gesichert durch einen Wall, Wachtürme und Kastelle. Eine Linie, die noch heute vom Sportflugzeug aus zu erkennen ist. Vor zwei Jahren begann das Projekt. Dazu flog ein Forschungshubschrauber den ehemaligen Limes ab, scannte sich tief ins Bodenreich, direkt durch Baumwurzeln und Sträucher. „Dabei wurden bei Gleichen zwei Kleinkastelle mit einer Größe von jeweils 30 auf 30 Meter entdeckt“, sagte Fuchs.
Zu diesem LEADER-Programm schlossen sich elf Kommunen zusammen. Die Stationen sollen in öffentlich zugänglichen Gebäuden aufgestellt werden. Dazu gehören der Archäologische Park Welzheim, das Freilichtmuseum Jagsthausen, das Carl-Schweizer-Museum Murrhardt, die Grenzanlagen und Wachtürme in Großerlach-Grab, Mainhardt und Pfedelbach.
Möglichst lebendig soll alles sein. So soll der Zuschauer von einem Wachturm eine Signalkette auslösen können. Beim Training der Soldaten kann die eigene Geschicklichkeit erprobt werden. Für die Alltagsszenen wurden Bewegungsabläufe gescannt und dann in simulierte Computerszenen eingebaut. „Geschichte sollte authentisch sein, aber auf keinen Fall staubtrocken und langweilig vermittelt werden“, sagte Fuchs. Die Limeswelten sind vorerst nur in den Stationen zu sehen. Auszüge sollen in eine CD eingebaut werden.
Ebenfalls können von Februar an 106 „points of interest“ im Schwäbischen Wald in einer Audiotour erobert werden. Zu hören sind Geschichte und Geschichten. Und zwar direkt vor einer Mühle, an einem Römerkastell oder an einem rauschenden Wasserfall, angewählt vom Handy. Und da es gelegentlich Funklöcher gibt, können die Dateien auch schon vorher heruntergeladen werden. Es geht um Kirchen, Rathäuser, die Bahnhöfe der Schwäbischen Waldbahn, rund 30 Limesstandorte und 16 Mühlen. Dazu gibt einen Info-Flyer, der alle Telefonnummern und Sehenswürdigkeiten auflistet. Die Tondateien sind kostenlos. Es fallen nur die Gebühren für Handy und Internet an.