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Für die Archäologie in Blöcken gehoben

Geschichte|Archäologie

Für die Archäologie in Blöcken gehoben
Blockbergung der Grabkammer-Reste des Bornhöcks (Foto: www.ida-lsa.de).

Im Dezember 2017 haben Archäologen einen „Hügel“ nach Halle transportiert: Um jedes Detail zu erfassen, waren die Überreste des frühbronzezeitlichen Großgrabhügels Bornhöck in drei tonnenschweren Blöcken geborgen worden, um sie für Untersuchungen in die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte zu bringen. Nun berichten die Archäologen über ihre vorläufigen Ergebnisse. In ihnen spiegeln sich die spektakulären Strukturen des Bauwerks wider und damit die Bedeutung des im Bornhöck bestatteten Fürsten.

Die Erforschungsgeschichte des Bornhöck geht auf das Jahr 2010 zurück: Auf Luftbildern hatten Forscher noch erhaltene Strukturen des Grabhügels erkannt, der bereits im Mittelalter erstmals beraubt und dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerstört und abgetragen worden war. Die Entdeckung führte zu einer umfangreichen Untersuchung des Areals: Von 2014 bis 2017 haben Archäologen den zentralen Bereich des frühbronzezeitlichen Großgrabhügels bei Dieskau im Saalekreis vollständig freigelegt und untersucht.

Was sie feststellten war spektakulär: Es zeichnete sich ab, dass der Bornhöck ursprünglich einen Durchmesser von 65 Metern besessen hat und etwa 13 Meter hoch gewesen ist. Für die Ummantelung der hölzernen Grabkammer hatten die Erbauer schwere Sandstein- und Porphyrblöcke aus mindestens acht Kilometern Entfernung antransportiert. Davon zeugen auch noch Fahrspuren der Ochsenkarren, die über eine Strecke von 35 Metern im Bereich des Grabhügels nachweisbar sind. Unterm Strich zeichnete sich ab, dass es sich beim Bornhöck um das größte bekannte „Fürstengrab“ der frühen Bronzezeit (2300 bis 1600 v. Chr.) in Mitteleuropa handelt. Gewidmet war diese fast pharaonisch anmutende Ruhestätte wahrscheinlich einem mächtigen, wenn nicht sogar dem mächtigsten Herrschers der sogenannten Aunjetitzer Kultur. Bekannt ist sie für einen prominenten Fund: Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra wir der Aunjetitzer Kultur zugeordnet.

Tonnenschwere Blöcke wandern ins Landesmuseum

Im Rahmen der Untersuchungen von 2014 bis 2017 zeichnete sich ab, dass noch Funde und Hinweise im Untergrund des zentralen Bereichs schlummern könnten. So entschlossen sich die Verantwortlichen, die Überreste der Grabkammer im Block zu bergen und sie zur weiteren Untersuchung in die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle zu bringen. Ein ehrgeiziges Projekt: Es wurden schließlich drei Teilblöcke gehoben und transportiert, die jeweils 25 Tonnen wogen.

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Wie die Archäologen berichten, offenbarte die Freilegung der Feinstrukturen der drei Blöcke unter Werkstattbedingungen viele neue Informationen zur Konstruktionsweise der Grabkammer. Vor allem Reste von Pflanzenteilen und Holzabdrücke im Boden lieferten wichtige Informationen, so dass das Aussehen der Kammer weitgehend rekonstruiert werden konnte.

Demnach besaß die Konstruktion Innenmaße von 5,3 Metern mal 2,7 Metern und war mindestens 2,5 Meter hoch. Drei Pfosten trugen den Firstbalken des dachfömigen Baus. Die Giebelwände bestanden aus vertikal gestellten Eichenbohlen, während halbierte Eichenstämme mit bis zu 65 Zentimetern Durchmesser die schrägen Längswände bildeten. Die Lücken zwischen den Balken waren mit Ton abgedichtet und durch archäobotanischen Analysen konnten die Archäologen außerdem nachweisen, dass die Kammer mit Schilf abgedeckt war.

War er „der Herr der Himmelsscheibe“?

Damit ist die Konstruktionsweise der Grabkammer mit derjenigen des bereits bekannten Fürstengrabes von Leubingen vergleichbar. Allerdings war die Konstruktion vom Bornhöck deutlich größer und benötigte daher die nun nachgewiesene deutlich massivere Stützkonstruktion. Den Experten zufolge belegen die Befunde, dass der Bornhöck von Anfang an als Riesenhügel geplant war und nicht später ausgebaut wurde. Damit bestätigt sich erneut: Der hier bestattete Verstorbene muss eine herausragende Bedeutung gehabt haben. Wer er war und ob er möglicherweise einst die berühmte Himmelsscheibe von Nebra betrachtet hat, bleibt allerdings unklar.

Vor dem endgültigen Abschluss der Erforschung des Bornhöck sind nun noch einige weitere Aktionen geplant, berichten die Wissenschaftler: Sie hoffen etwa mit Hilfe von Metallionenanalysen indirekt nachweisen zu können, dass sich im Grab einst metallene Beigaben befunden haben. Außerdem soll eine digitale drei-dimensionale Rekonstruktion der Grabkammer entstehen. Sie soll einen klaren Eindruck vermitteln, wie der mysteriöse „Fürst“ vor rund 4000 Jahren bestattet worden ist.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte

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