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In den Mittelpunkt geboren

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

In den Mittelpunkt geboren
Wie viele und welche Arten von sozialen Kontakte Menschen im Leben knüpfen, ist zum Teil genetisch bestimmt. Das schließen US-Forscher aus einer Studie mit 1.100 Zwillingen. Auf Basis dieser Ergebnisse haben sie ein neues Simulations-Modell für soziale Netze entwickelt, das dem Einfluss individueller Eigenschaften besser Rechnung trägt als bisher verwendete Modelle.

Menschen können als Knotenpunkte in einem sozialen Netz betrachtet werden. Die Rollen, die sie dort spielen, sind jedoch sehr unterschiedlich: Manche haben viele Kontakte, andere wenige. Manche gehören einer engen Gruppe an, in der sich jeder kennt, andere tanzen sozusagen auf vielen Hochzeiten zugleich. Um diese Verflechtungen genauer zu untersuchen, werteten die Forscher nun Daten von 142 verschiedenen Schüler-Netzwerken aus, die im Rahmen einer großen Studie zum Thema Jugendgesundheit erhoben worden waren. Dabei verglichen sie genetisch identische eineiige Zwillinge mit zweieiigen Zwillingen, deren Erbgut im Schnitt nur zur Hälfte übereinstimmt. Da die Geschwister in beiden Fällen unter jeweils den gleichen familiären Bedingungen aufwachsen und sich nur im Grad der genetischen Übereinstimmung unterscheiden, kann aus den Unterschieden auf den Einfluss der Gene geschlossen werden.

Nach den Berechnungen der Forscher ist zu etwa 46 Prozent genetisch festgelegt, von wie vielen anderen ein Mensch als Freund bezeichnet wird. Umgekehrt gilt dieser Zusammenhang allerdings nicht ? auf die Anzahl der Personen, die ein Mensch selbst als seine Freunde bezeichnet, haben die Gene, zumindest laut den ausgewerteten Daten, keinen Einfluss. Ob ein Mensch jedoch eher einer einzigen, eng verflochtenen Clique angehört oder sich in vielen, voneinander isolierten Gruppen bewegt, ist zu etwa 47 Prozent genetisch bedingt. Die Tendenz, eine zentrale Position im sozialen Netz zu spielen, ist zu 27 Prozent erblich.

Normalerweise gehen Modelle zur Simulation sozialer Netze davon aus, dass alle Menschen gleich sind, das heißt, dass sie theoretisch in der Lage sind, jede Stellung in einem Netzwerk einzunehmen. Das führt jedoch dazu, dass die Modelle die tatsächlichen Verhältnisse nicht richtig abbilden, konnten die Forscher zeigen. Sie erstellten dazu zwei zufällige virtuelle Netze, bei denen ein Knoten im ersten Netz exakt dieselben Eigenschaften hatte wie ein anderer Knoten im zweiten Netz. Die Simulation ergab, dass sich die beiden Knoten sehr unterschiedlich entwickelten. Die Modelle legen demnach zu wenig Wert auf individuelle Eigenschaften, so die Schlussfolgerung der Forscher. Sie entwickelten daher ein neues Modell, in dem Individuen jeweils zwei Eigenschaften besitzen: einen Wert für die Wahrscheinlichkeit, als Freund zu gelten und einen Wert für die Neigung, zwei Freunde miteinander bekannt zu machen. Dieses simple “Attract and Introduce”-Modell schnitt in dem Zwillingstest deutlich besser ab.

James Fowler (University of California) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0806746106 ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke
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