Die Österreichische Nationalbibliothek widmet sich in ihrer Sonderausstellung dem interkulturellen und interreligiösen Dialog in alten Schriften: Noch bis zum 7. November 2010 wird im barocken Prunksaal die Ausstellung „Juden, Christen und Muslime“ gezeigt. Im Mittelpunkt stehen die Zeugnisse von Wissenstransfer und Meinungsaustausch zwischen den abrahamitischen Weltreligionen während des Mittelalters. Die Ausstellung konzentriert sich auf Bereiche, die besonders vom interkulturellen Dialog profitiert haben, zum Beispiel Medizin, Astronomie und Astrologie. Berührungspunkte der Kulturen gab es an den Höfen der Fürsten und Kalifen im Nahen Osten und im Mittelmeerraum, aber auch an Schulen und Universitäten. Was aus fremden Ländern herangetragen wurde, wurde dort übersetzt, diskutiert, rezipiert und in das eigene Wissen integriert. Ausstellungshöhepunkt ist der „Wiener Dioskurides“. Die nach dem Arzt Dioskurides Pedanius benannte Handschrift von 512 ist das älteste erhaltene wissenschaftliche Werk der Spätantike.
Im Jüdischen Museum in Wien wird noch bis zum 31. Oktober 2010 in der Ausstellung „Die Türken in Wien“ die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wien erzählt, die dort bis heute ihre Spuren hinterlassen hat. Als im Jahr 1492 die in Spanien ansässigen Juden, die Sefarden, vertrieben wurden, fanden sie vor allem im Osmanischen Reich Aufnahme. Von dort aus konnten die Sefarden, die jetzt türkische Juden waren, im Zuge der Osmanischen Eroberungen kulturell und wirtschaftlich wichtige Gemeinden auf dem Balkan aufbauen und sich später auch in Wien ansiedeln. Die sefardischen Juden Wiens wurden dann in vielfacher Weise Vermittler zwischen Orient und Okzident. Sowohl im wirtschaftlichen Bereich als Händler und Kaufleute als auch im kulturellen Bereich. Sie richteten in Konstantinopel die erste Druckerei überhaupt ein und in Wien eine sefardische Presse, die das gesamte Balkangebiet mit Literatur in Ladino, Judenspanisch, versorgte.
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