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Kanalstück von Karl dem Großen ausgegraben

Geschichte|Archäologie

Kanalstück von Karl dem Großen ausgegraben
Flechtwerkmatte aus dem Böschungsbereich der Fahrrinne des Karlsgrabens (Foto: Lukas Werther/FSU)

Wasserbau zur Zeit Karls des Großen: Archäologen haben in Mittelfranken einen bisher unbekannten Teil des sogenannten Karlsgrabens ausgegraben. Dieser Kanal sollte die Wasserscheide zwischen Main und Donau überbrücken. Die Grabungen enthüllen nun, dass dieses frühmittelalterliche Wasserbau-Projekt damals schon sehr weit fortgeschritten war – möglicherweise sogar vollendet.

Der Karlsgraben ist das bedeutendste und ambitionierteste Infrastrukturprojekt des frühen Mittelalters in Zentraleuropa: Karl der Große wollte im Jahr 793 einen durchgehenden Schifffahrtsweg zwischen Rhein und Donau schaffen. Dafür ließ er die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen durch einen etwa drei Kilometer langen Kanal überbrücken. Er verband die Altmühl, einen Nebenfluss der Donau, mit der Rezat, einem Flüsschen, das über zwei weitere Flüsse mit dem Main verbunden ist.

Wurde der Kanal damals vollendet?

Bei der Ortschaft Graben in Mittelfranken haben sich die Reste der Fossa Carolina erhalten. Dieser Karlsgraben ist eines der größten Bodendenkmäler Süddeutschlands. Ungeklärt war jedoch bisher, ob der Karlsgraben jemals fertiggestellt wurde oder ob das Kanalbauprojekt unvollendet blieb. Es fehlte nicht nur der Nachweis für die mögliche Schiffbarkeit des Kanals, sondern auch der Nachweis für den Anschluss des Kanals an die Rezat. Bis vor wenigen Jahren war insbesondere der nördlichste Teil des Bauwerkes noch völlig unbekannt.

Nun liefern aktuelle Ausgrabungen eines internationalen Teams unter Leitung von Lukas Werther von der Friedrich-Schiller-Universität Jena neue Ergebnisse. Mithilfe von zwei Grabungsschnitten, sogenannten Sondagen, die quer durch zwei der nördlichen Kanalabschnitte laufen, erhielt das Forschungsteam nahe der Rezat Einblicke in die frühmittelalterliche Wasserbautechnik.

Fahrrinne bis kurz vor der Rezat

Bei der Grabung stießen die Forscher unter anderem auf zahlreiche Bauhölzer aus dem frühen Mittelalter, darunter mächtige Eichenbohlen und Flechtwerkmatten zur Stabilisierung der Kanalböschungen. Die Archäologen fanden auch Bearbeitungsreste der Hölzer vor Ort. Dank des hohen Grundwasserstandes und der Überdeckung mit Sedimenten unmittelbar nach dem Bau waren die mittelalterlichen Holzkonstruktionen konserviert und in außergewöhnlich gutem Zustand erhalten geblieben.

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Die beiden Sondagen lieferten auch erstmals Hinweise dazu, ob der Karlsgraben vollendet wurde. Denn wie die Archäologen feststellten, war der Kanal bis unmittelbar an den Bachlauf der Rezat ausgeschachtet und teilweise auch mit aufwändigen Holzeinbauten stabilisiert worden. Das spricht dafür, dass der Karlsgraben entweder fertiggestellt wurde oder zumindest kurz vor Fertigstellung stand.

Deutliche Unterschiede

Allerdings zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden untersuchten Kanalabschnitten: Während an einem Abschnitt eine fünf Meter breite und teilweise aufwendig mit Holz befestigte Fahrrinne zu Tage trat, wies die Rinne unmittelbar an der Rezat nur etwa die halbe Breite auf. Dieser Abschnitt war zudem lediglich rudimentär befestigt. Möglicherweise markiert dieser Konstruktionswechsel das Nordende der im frühen Mittelalter fertig ausgebauten Fahrrinne.

Diese archäologischen Befunde sowie ergänzende geoarchäologische und geomagnetische Forschungen sind wichtig für die vieldiskutierte Frage, ob es jemals einen schiffbaren Anschluss des Karlsgrabens an die Rezat und damit an Main und Rhein gab. Nähere Untersuchungen sollen dies nun zeigen. Das insgesamt sechsjährige Projekt zum Karlsgraben läuft noch bis Ende 2018.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena
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