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Kein Schnee, kein Bier: Natureis sorgte für kühles Bier im Sommer

Geschichte|Archäologie

Kein Schnee, kein Bier: Natureis sorgte für kühles Bier im Sommer
Der Eisgalgen der Brauerei Schlenkerla in Bamberg, um 1910. (Brauerei Schlenkerla, Bamberg)

Ein warmer Winter und ein paar Schneeflocken im Januar – die aktuelle Wetterlage wäre früher eine Katastrophe gewesen für Wirtshäuser und Bierfreunde. Die Brauer hofften auf eisreiche Winter, damit das Bier auch im Sommer kühl blieb, denn sie mussten ihre Bierkeller mit Natureis temperieren. Bis zur Einführung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahre 1876 war die Kühlung des Gerstensaftes eine schwierige und kräftezehrende Angelegenheit. Mit dieser und weiteren Episoden aus der Geschichte der Bierherstellung befasst sich ab 29. April 2016 die Bayerische Landesausstellung „Bier in Bayern“ im Kloster Aldersbach.

Natureishandel und Sommerbier

Das Eis diente jedoch nicht nur zur Kühlung, sondern war auch unerlässlich für die Herstellung untergäriger Biere wie Pils, Lager oder Helles. Da für die Gärung Temperaturen von vier bis neun Grad Celsius benötigt werden, durften die Brauereien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur in den Wintermonaten Bier produzieren. Erst die Ausweitung des Natureishandels machte es in Bayern möglich, dass das Verbot des Bierbrauens in der Sommerzeit 1865 aufgehoben wurde. Jetzt durfte ganzjährig gebraut werden. Bis dahin konnte Bier nur in der kalten Jahreszeit ohne Qualitätseinschränkung hergestellt werden.

Eisernte und Eisgalgen

Damit das Bier bis zum Sommer genießbar blieb, wurde es in Bierkellern gelagert. Hatten die Bierkeller nicht von Natur aus, wie die überwiegend im fränkischen Raum befindlichen Felsenkeller, eine niedrige Temperatur, musste mit Natureis nachgeholfen werden. Die Brauer gewannen das Eis aus zugefrorenen Seen und Weihern der näheren Umgebung, aus denen sie Eisstücke von bis zu 20 cm Dicke und bis zu 1 qm² Größe heraussägten. Gab es kein geeignetes Gewässer, konnte das Eis an einem sogenannten „Eisgalgen“ produziert werden, also an einem Holzgerüst, an dem das herablaufende Wasser zu Eiszapfen gefror. In den unterirdischen Gewölbekellern hielt eine Eisfüllung üblicherweise vom Winter bis in die späten Sommermonate, wobei das Eis nie vollständig schmolz.

Eine kräfteraubende Angelegenheit

Der für die Arbeiter äußerst kräfteraubend und gefährliche Eisabbau war ein Stoßgeschäft, das völlig von den Launen der Natur abhängig war. Frühestens nach etwa acht Tagen Frost konnte mit dem „Eisen“ auf den gefrorenen Seen und Flüssen begonnen werden. Wichtig war ein flaches Ufer, um das Eis gut bergen zu können. Jede Eisergruppe hatte einen bestimmten Eisplatz. Das in gleichmäßige Platten ausgesägte Eis wurde mit Zangen und Haken zum „Hafen“, also an das Ufer gezogen und dort zerkleinert. Mit dieser Arbeitsweise schafften die Arbeiter pro Tag circa 20 Fuhren in die Eiskeller. Bis diese vollständig gefüllt waren, brauchte es zwei Wochen. In Oettingen wurde noch bis 1957 geeist.

Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte
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