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Keltische Monumental-Region

Geschichte|Archäologie

Keltische Monumental-Region
Blick von der Heuneburg auf den Bussen, den „heiligen Berg Oberschwabens“. Im Vordergrund befindet sich die Rekonstruktion eines keltischen Bauwerks. (Bild: LAD im RPS)

Befestigte Siedlungen, Kultplätze und Monumentalbauten: Die berühmte Keltenstadt „Heuneburg“ war in ein System benachbarter Bauwerke und Siedlungsstrukturen eingebettet, geht aus Ausgrabungen der letzten Jahre hervor. In der frühen Eisenzeit bildeten diese Elemente gemeinsam das geheimnisvolle keltische Machtzentrum am Oberlauf der Donau, sagen die Archäologen.

Sie gilt als die älteste bekannte Stadtanlage nördlich der Alpen: Die Heuneburg thronte einst auf einem Plateau nahe der Donau im heutigen Oberschwaben. Der keltische Fürstensitz war Datierungen zufolge um 620 v. Chr. entstanden und aus bisher unbekannten Gründen um 450 v. Chr. wieder verlassen worden. Die umfangreichen Untersuchungen des Fundortes haben in den letzten Jahrzehnten die Ausmaße und die Bedeutung der Siedlung verdeutlicht. Die befestigte Stadt beherbergte demnach zu ihrer Blütezeit mehrere tausend Einwohner. Viele Funde dokumentieren zudem die überregionale Bedeutung der Heuneburg: Es gab Verbindungen zu den Kulturen des Mittelmeerraums.

Die Heuneburg stand in einer beeindruckenden Nachbarschaft

Lange standen die monumentalen Strukturen auf dem Plateau sowie die Vorburg und die Außensiedlung der Anlage im Fokus der Untersuchungen. Doch seit 2014 widmen sich die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart nun auch systematisch der weiteren Umgebung der Heuneburg. Im Mittelpunkt stehen dabei mehrere bislang kaum erforschte archäologische Stätten auf benachbarten Anhöhen, an denen es offenbar einst ebenfalls monumentale Strukturen gegeben hat. Das LAD hat nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten sechs Jahre des Forschungsprojekts präsentiert.

Wie die Archäologen berichtet, machten sie an der „Alten Burg“ neue Entdeckungen. Dieser Fundort liegt rund neun Kilometer nordwestlich der Heuneburg am Südrand der Schwäbischen Alb. Die aktuellen archäologischen Forschungen haben bestätigt, dass dieses 340 Meter lange und zwischen 50 und 60 Meter breite Bergplateau im 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. von Menschenhand vollkommen umgestaltet und zu einer monumentalen Anlage ausgebaut worden war. Wie aus den Hinweisen hervorgeht, handelte es sich vermutlich um einen bedeutenden Kult- und Versammlungsplatz der frühen Kelten, sagen die Archäologen.

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Eine weitere beeindruckende Anlage stand einst etwa zwölf Kilometer nordnordwestlich der Heuneburg bei Zwiefalten-Upflamör im Landkreis Reutlingen, berichtet das Team. Die Untersuchungen der letzten Jahre haben verdeutlicht, dass es sich um eine monumentale Befestigungsanlage gehandelt hat. Sie bestand den neuen Befunden zufolge aus einer mehr als fünf Hektar großen Hauptburg, die durch eine 3,60 Meter breite Steinmauer befestigt war und einer ebenfalls ummauerten Vorburg. Die Anlage schützte zudem ein acht bis neun Meter breiter Wall aus Mergel und ein 2,60 Meter tiefer Graben. Den Datierungen zufolge stammen auch diese Strukturen aus dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. – sie existierten somit zeitgleich mit der Heuneburg.

Eine komplexe Kulturlandschaft zeichnet sich ab

Zu dem komplexen System ökonomischer, politischer und religiöser Zentren im Bereich der Heuneburg gehörte offenbar auch der Bussen – der „heilige Berg Oberschwabens“ bei Uttenweiler-Offingen im Landkreis Biberach. Den Archäologen zufolge belegen Ausgrabungen aus dem vergangenen Jahr, dass dieser Ort zur Zeit der Heuneburg ebenfalls Bedeutung besessen hat. Wie unter anderem Grabfunde am Fuße des Berges dokumentieren, reichen die Wurzeln dieser Kultstätte allerdings sogar tiefer in die Geschichte als die der etwa 16 Kilometer entfernten Keltenstadt.

Abgerundet werden die neuen Erkenntnisse aus dem Umland der Heuneburg von den Spuren einer offenen ländlichen Siedlung bei Langenenslingen-Emerfeld im Landkreis Biberach am Südrand der Schwäbischen Alb. Es handelte sich den Befunden zufolge um ein ausgedehntes Siedlungsareal, in dem sich zahlreiche ähnlich orientierte Grundrisse von Pfostenbauten sowie Grubenstrukturen abzeichnen. Den Datierungen zufolge stammen sie ebenfalls aus dem 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr.

Durch die bisherigen Forschungsergebnisse zeichnet sich somit bereits ab, dass in frühkeltischer Zeit die Heuneburg gemeinsam mit dem Kult- oder Versammlungsplatz auf der Alten Burg, der weiteren großen Befestigungsanlage, dem Bussen und den offenen ländlichen Siedlungen im Umfeld ein einziges großes Siedlungssystem gebildet haben muss, resümieren die Archäologen. Man kann nun gespannt sein, welche Spuren des einstigen Machtzentrums ihre zukünftigen Ausgrabungen noch zutage fördern werden.

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart

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