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Keltisches Bier: Beifuß und Möhrensamen statt Hopfen

Geschichte|Archäologie

Keltisches Bier: Beifuß und Möhrensamen statt Hopfen
Etwas dunkler dürfte das Keltenbier ausgesehen haben. (Quelle: Armin Kübler)

Bereits vor 2500 Jahren wurde es gebraut: das keltische Bier. Archäobotaniker der Universität Hohenheim fanden heraus, dass das Gerstengold der Kelten wohl ein süffig-hochwertiges Gebräu war – allerdings entsprach es noch lange nicht dem Reinheitsgebot, wie es vor 500 Jahren niedergeschrieben wurde.

Archäologische Ausgrabungen in Hochdorf führten den Hohenheimer Forscher Hans-Peter Stika zu diesen Erkenntnissen. „Bei Ausgrabungen legten wir Gräben frei, die vermutlich Teile einer Bierbrauerei waren“, erklärt der Experte. „Diese Gräben wurden wohl zuerst zum Ankeimen der Gerste genutzt. Das dadurch entstandene Grünmalz konnte dann auf einem Aufbau über den Gräben, die so zudem auch als Darren genutzt worden waren, getrocknet werden. Bei einem Brand verkohlten die angekeimten Gerstenkörner und blieben bis in unsere heutige Zeit erhalten.“

Zudem lassen auch Rückstände auf Gefäßen, Rührern und Schöpfkellen Rückschlüsse auf das Bier der Kelten zu. Seiner Theorie zufolge wurde das Getränk insbesondere im Rahmen von rituellen oder zeremoniellen Festivitäten eingenommen: „Am Fuße des Fürstengrabhügels unweit der Keltensiedlung haben wir auch mehrere Gar- und Kochgruben entdeckt. Rituelle Ess- und Trinksitten am Grab der Ahnen scheinen das wahrscheinlichste Szenario zu sein, um diese Bodenfunde zu erklären.“

Dass sich das Bier jedoch geschmacklich von den uns bekannten unterscheidet, hatte mehrere Gründe: Einerseits verwandten die Kelten zum Brauen Beifuß und Möhrensamen anstelle von Hopfen. Andererseits wurde in Holzgefäßen gebraut, in die heiße Steine gelegt wurden, die wiederum damit den Trunk erhitzten. Die Gärung lief etwas unkontrolliert ab, da noch nichts über Hefe und ihre Wirkung bekannt war. Es wurde demnach auf wilde Hefestämme vertraut, wobei sich auch – je nach Sterilität der Holzfässer – Milchsäurebakterien an der Gärung beteiligen konnten.

Dunkles Bier mit Karamell-Note

Hans-Peter Stika folgert daraus: „All diese Dinge zusammen geben einen besonderen Geschmack, der mit heutigen Bieren nicht zu vergleichen ist.“ Seiner Ansicht nach schmeckte das dunkle Bier rauchig, die obergärigen Hefen und die Milchsäurebakterien brachten einen säuerlich Geschmack hinzu, was bei heißen Temperaturen Abkühlung versprach. Eine leichte Karamell-Note, verursacht durch die Kochsteine, milderte die Komposition ab. Der Experte attestiert den Kelten zudem eine hohe Qualität der Produkte.

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Die ersten Bierbrauer in der Geschichte waren die Kelten aber nicht: Bereits die alten Ägypter stellten ein ähnliches Getränk her, indem sie halb fertig gebackenes Brot aus Malz mit Wasser vergärten. Auch die Römer kannten das aus Getreide hergestellte Gebräu. Anders als in deren Darstellungen waren die Kelten jedoch keineswegs unkoordinierte Barbaren, weder beim Bierbrauen noch in der Landwirtschaft. Denn sie hatten ein durchdachtes Anbausystem, nutzten die fruchtbaren Böden der Gegend und düngten diese für maximalen Ertrag. Die Wälder im Neckarbecken waren Großteils gerodet, damit die entstandene große Fläche für Pflanzenanbau genutzt werden konnte.

 

Quelle: Universität Hohenheim
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