Angeblich habe der Nationalsozialismus keinen Einfluss auf den Karneval gehabt, so hieß es lange Zeit. Erst jüngere Forschungen geben sich mit diesem Pauschalurteil nicht mehr zufrieden. Noch bis zum 4. März 2012 ist im Kölner NS-Dokumentationszentrum eine sehenswerte Ausstellung mit dem Titel „Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz“ zu sehen. Fotos, Filmsequenzen, Tonaufnahmen und zahlreiche Objekte ermöglichen einen differenzierten Einblick in den Kölner Karneval 1933 bis 1945 zwischen Unterhaltung und Propaganda.
Vier Bereiche werden präsentiert: Die Gleichschaltung der Karnevalsgesellschaften und der Ausbau der Karnevalsaktivitäten durch die NS-Parteifunktionäre stehen am Beginn. Danach zeigen Analysen der Motivwagen auf den Rosenmontagszügen, wie stark von 1936 an nationalistische oder antisemi‧tische Vorstellungen bedient wurden. Seit 1938 wurde die Bevölkerung offen auf einen Krieg eingestimmt. Im dritten Themenbereich wird der Sitzungskarneval mit seinen Liedern und Büttenreden unter die Lupe genommen, während am Schluss drei exemplarische Biographien von Karnevalisten im Mittelpunkt stehen: Willi Ostermann, Hans Tobar (der als Jude Auftrittsverbot erhielt und emigrierte) und Karl Küper, der als Einziger Regimekritisches zu äußern wagte und ins Visier der Gestapo geriet.