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Kölner Rathauspropheten unter der Lupe

Geschichte|Archäologie

Kölner Rathauspropheten unter der Lupe
Die Kölner Rathauspropheten auf der Westempore der Cäcilienkirche. (Heike Fischer/TH Köln)

Acht ungewöhnliche spätmittelalterliche Figuren haben interessante Details ihrer Geschichte preisgegeben: die sogenannten Kölner Rathauspropheten. Eine Untersuchung ermöglichte Rückschlüsse auf ihre Entstehungszeit, ihre Gestaltung und auf ihre ursprüngliche Aufstellung im historischen Kölner Rathaus.

Sie sind momentan im Museum Schnütgen auf der Westempore der Cäcilienkirche zu bewundern, doch einst sollten sie offenbar Kölner Stadträte beeindrucken: „Die Propheten halten Spruchbänder, mit deren Aussagen sie den Kölner Stadtrat zu einem rechtschaffenen, integren und dem Allgemeinwohl verpflichteten Regierungsstil ermahnten“, sagt Sarah Grimberg von der Technische Hochschule Köln, die den acht Kunstwerken eine kunsttechnologische Untersuchung gewidmet hat. Beim Propheten Nummer vier heißt es beispielsweise auf lateinisch „Das gemeine Beste ist dem persönlichen immer vorzuziehen“, erläutert Grimberg.

Bisher gingen Kunsthistoriker davon aus, dass die Figuren zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden sind. Doch offenbar sind sie etwas jüngeren Datums, zeigten dendrochronologische Untersuchung zum Fällungsjahr des Holzes, aus dem sie gefertigt wurden. „Auf dieser Basis konnte ich die frühestmögliche Entstehungszeit für die gesamte Skulpturengruppe ermitteln. Demnach sind die Propheten um 1440 entstanden“, berichtet Grimberg.

Freistehend ermahnten sie zur Rechtschaffenheit

Auch die Frage, wie die Rathauspropheten ursprünglich positioniert waren, konnte Grimberg durch ihre Untersuchungen und durch historischen Quelle dokumentieren. Ihr zufolge berichtet ein Text aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, dass die Skulpturen freistehend entlang einer Treppe in der sogenannte Prophetenkammer des Kölner Rathauses aufgestellt waren. Dies passt zu tiefen Bohrungen in den Standflächen der Figuren, die wahrscheinlich zur Aufnahme eines Zapfens dienten, um sie einzeln auf Säulen zu positionieren. Dass sie einst von allen Seiten zu bewundern waren, zeigt sich Grimberg zufolge auch darin, dass der Künstler Vorder- und Rückseite der Skulpturen mit der gleichen hohen Qualität gefertigt hatte.

Der Name des Bildhauers ist zwar nicht bekannt, aber einige Details des Herstellungsprozess werden deutlich, berichtet Grimberg von ihren Untersuchungen. Alle Skulpturen wurden demnach aus massiven Eichenstämmen geschnitzt, deren Durchmesser mindestens 80 Zentimeter betragen hatte. Für die Gestaltung der Gesichter war Feinarbeit angesagt: Die Wangenknochen wurden betont und die Mimik durch vorgewölbte Augenbrauen, scharf profilierte Augenpartien und plastisch ausgearbeitete Falten hervorgehoben. Anschließend ging der sogenannte Fassmaler zur Farbgestaltung ans Werk. Interessant ist auch, dass die Figuren offenbar zwölf Mal farblich umdekoriert wurden: „Im Laufe der Jahrhunderte haben die Figuren durch die Überarbeitungen ihr Aussehen deutlich verändert“, so Grimberg.

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Quelle: Technische Hochschule Köln
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