Diese archäologische Lehrmeinung besaß bis in die jüngste Vergangenheit Gültigkeit. Thomas Levy und seine Kollegen hauchen nun jedoch den frühen Theorien von Nelson Glueck neues Leben ein: Mit präziseren Untersuchungsmethoden wie der Radiocarbondatierung analysierten sie die Ausgrabungsstelle im südlichen Jordanien erneut. Anhand von Kohlefragmenten, die sich an den ehemaligen Schmelzstätten in großer Zahl finden, konnten die Forscher das Alter der Minen genau bestimmen. Die frühesten Aktivitäten datieren demnach aus dem zehnten Jahrhundert vor Christus und fallen somit in die vermutete Regierungszeit von König Salomo.
Archäologischen Pionieren wie Glueck stehen die Forscher um Levy aber dennoch kritisch gegenüber: In ihren Versuchen, historische Belege für die biblische Geschichte zu finden, hätten sich die frühen Archäologen fast wörtlich an der Bibel orientiert. „Archäologen wie Glueck trugen bildlich gesprochen die Kelle in der einen Hand und die Bibel in der anderen“, beschreiben die Wissenschaftler die Anfänge der biblischen Archäologie. Levy und seine Kollegen plädieren demgegenüber für eine Herangehensweise, die Texthinweise aus heiligen Schriften zwar ernst nimmt, aber gleichzeitig ein modernes wissenschaftliches Instrumentarium einsetzt. So ließe sich auch der historische Gehalt anderer Texte wie der indischen Mahabharata oder der isländischen Sagen überprüfen.