Dieser Zusammenhang entspringt nach Ansicht von Holden und Mace dem Wunsch, so viel Besitz wie möglich in der eigenen Familie zu halten. Der entscheidende Faktor sei dabei der Erhalt der Abstammungslinie: Während Töchter sicher sein können, dass alle ihre Nachkommen auch tatsächlich ihre eigenen sind, haben Söhne diese Gewissheit nicht. Eine Vererbung über die männliche Linie sei entsprechend nur dann sinnvoll, wenn der Zuwachs an Reichtum für den Sohn soviel größer ist als der für eine Tochter, dass diese Unsicherheit aufwogen wird.
Bei der Vererbung von Landbesitz, der typischerweise den Reichtum in einer Ackerbau-betreibenden matriarchalischen Gesellschaft ausmacht, sei der Gewinn für Töchter und Söhne etwa gleich groß. Daher werde in solchen Gesellschaften häufiger weiter über die weibliche Linie vererbt, schreiben die Forscherinnen. Doch im Fall von Viehherden, mit denen Brautpreise bezahlt werden und die vor Dieben geschützt werden müssen, ist der Vermögenszuwachs für Söhne deutlich höher. Hier wird eine Vererbung über die männliche Linie trotz möglicher Abstammungsunsicherheiten bevorzugt.
Der Erwerb von Vieh und der Beginn von Viehzucht könne allerdings nicht alle Übergänge zwischen verschiedenen Gesellschaftsstrukturen erklären, schreiben die Wissenschaftlerinnen. Anhand zweier Beispiele heute lebender Stämme, der matriarchalischen Chewa und der patriarchalischen Gabbra, konnten sie ihre Theorien jedoch belegen.