Die Wellen schlugen hoch, als 2012 der „Schwabinger Kunstfund“ Schlagzeilen machte. Es handelte sich um 1280 Bilder aus der Sammlung des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, die dieser in der NS-Zeit erworben und später seinem Sohn Cornelius vermacht hatte. Im Fokus stand die Frage der Rechtmäßigkeit des damaligen Bildererwerbs, waren doch mit ihm heikle Fragen im Kontext des NS-Kunstraubs verbunden.
Nun ist im Kunstmuseum Bern noch bis zum 4. März 2018 erstmals eine Auswahl der vielbesprochenen Bilder in natura zu sehen. Der zweite Teil der Doppelausstellung wird bis zum 11. März 2018 in Bonn in der Bundeskunsthalle gezeigt. Franz Marc, Emil Nolde, Paul Cezanne, August Macke oder Claude Monet – kaum ein namhafter Maler, der in dieser Sammlung nicht vertreten wäre. Doch nicht nur Kunstgenuss versprechen die Ausstellungen, sondern auch Aufklärung: über Hildebrand Gurlitts Lebensweg und seine Rolle beim Bilderankauf für das von Hitler geplante Kunstmuseum in Linz, vor allem aber über die Geschichte der Gemälde selbst. An ausgewählten Beispielen wie dem Bild „Zwei Akte auf Lager“ von Ernst Ludwig Kirchner oder dem „Selbstporträt mit Skizzenbuch“ von Max Liebermann werden die Ergebnisse der Provenienzforschung vorgestellt. Für beide Werke gilt, dass sie auf den Index der „entarteten Kunst“ gekommen waren, aus dem Museum hatten entfernt werden müssen und dann von Gurlitt erworben worden waren. Der Katalog ist im Hirmer Verlag, München, erschienen.