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Kunstvolles Frauenportrait enthüllt

Geschichte|Archäologie

Kunstvolles Frauenportrait enthüllt
Frauenportrait aus Herculaneum (links). Die Verteilung des Elements Eisen (rechts) verrät, wo der antike Künstler bestimmte eisenhaltige Pigmente einsetzte. (Foto: Roberto Alberti)

Als die römische Stadt Herculaneum im Jahr 79 vom Ausbruch des Vesuv verschüttet wurde, konservierte die Asche- und Lavaschicht auch das Wandgemälde einer jungen Frau. Erst jetzt jedoch haben Archäologen die Details dieses Portraits enthüllt – dank einer neuen Methode der Röntgenanalyse. Sie zeigt, wie erstaunlich kunstvoll und raffiniert der antike Künstler dieses Wandbild gestaltete.

Der Zerfall beginnt mit der Ausgrabung

Das römische Herculaneum war einst ein mondäner antiker Badeort an der italienischen Küste. Viele wohlhabende Römer bauten dort prächtige Villen und verbrachten dort ihre Sommerfrische. Doch im Jahr 79 endete dieses Idyll abrupt: der nahe Vulkan Vesuv brach aus und verschüttete Herculaneum und die Nachbarstadt Pompeji unter einer meterhohen Schicht aus Asche und Lava. Jahrhundertelang konservierte diese vulkanische Decke nicht nur Alltagsobjekte, Gebäude und Skulpturen, sondern schützte sogar Wandmalereien vor dem Zerfall.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch die Ausgrabungen in Herculaneum begannen, führte ironischerweise genau dies zur allmählichen Zerstörung vieler Kunstschätze. Die Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Sonnenlicht, Salz und andere Umwelteinflüsse schädigten im Laufe der Zeit viele Fresken und Gemälde. So auch das Wandgemälde einer jungen Frau in der „Villa mit dem Mosaik-Atrium“, das vor rund 70 Jahren ausgegraben wurde: Anfangs wahrscheinlich noch nahezu unberührt, ist es heute so stark zersetzt, dass das Kunstwerk kaum mehr zu erkennen ist.

Elementverteilung verrät ursprüngliche Farbgebung

Doch ein neues Verfahren kann nun dabei helfen, die antiken Wandgemälde Herculaneums wieder in voller Schönheit sichtbar zu machen. Wissenschaftler haben dafür ein portables Röntgenfluoreszenz-Gerät entwickelt. Dieses bestrahlt die Fresken und Wandgemälde mit stark fokussierten Röntgenstrahlen und ermittelt aus der zurückgeworfenen Strahlung, welche Elemente in den Pigmenten und Wandschichten enthalten sind.

Aufgrund der hohen Auflösung des Geräts können die Forscher die genaue Verteilung beispielsweise von Blei, Eisen oder Kupfer in einem Gemälde kartieren. Weil bestimmte Farbpigmente verschiedenen Anteile von Metallen oder Mineralien enthalten, lässt sich anhand der Verteilung der Elemente ermitteln, welche Farben die verschiedenen Bereiche im Bild einst hatten. Dadurch können Archäologen die antiken Wandgemälde in ihrer ganzen Farbenpracht rekonstruieren.

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In mehreren Schritten vollendet

Im Falle des Frauenportraits aus der römischen Villa enthüllte die Röntgenanalyse, überraschend kunstvolle Details, wie die Archäologen berichten. Als der Künstler vor fast 2000 Jahren mit dem Wandgemälde begann, skizzierte er zunächst die Umrisse und Gesichtszüge der jungen Frau mit einem eisenbasierten Pigment. Dann betonte er ihre Augen mit einem weiteren, bleihaltigen Farbstoff. Erhöhte Kalium-Gehalte im Bereich ihrer Wangen deuten darauf hin, dass der Maler ein grünliches Pigment unter das Rosa mischte, um die Hautfarbe realistischer zu gestalten.

„Diese junge Frau ist für immer vergangen, aber unsere Arbeiten haben ihre Menschlichkeit, ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck und ihre Schönheit wieder enthüllt“, sagt Projektleiterin Eleonora Del Federico vom Pratt Institute in New York. „Die Wissenschaft ermöglicht es uns so, uns die Menschen, die in Herculaneum lebten, wieder nahezubringen. Indem wir die Details von Wandgemälden enthüllen, die für das bloße Auge nicht mehr sichtbar sind, können wir diese Menschen sozusagen wieder zum Leben erwecken.“

Raffinierte Maltechnik

Die Röntgenanalyse enthüllte zudem, dass der antike Maler bei diesem Frauenportrait eine ziemlich fortgeschrittene Maltechnik einsetzte: „Der niedrige Kalziumgehalt deutet darauf hin, dass dieses Gemälde sowohl als echtes Fresko als auch als Sekko ausgeführt wurde“, berichten die Forscher. Bei einem Fresko werden die Pigmente auf den noch feuchten Kalkputz der Wand aufgetragen und verbinden sich mit ihm. Ein „Sekko“ malten die antiken Künstler dagegen auf den schon trockenen Putz, ihre Pigmente waren zur besseren Haftung dabei mit einem organischen Bindemittel versehen.

Im Portrait der jungen Frau konnten Del Federico und ihre Kollegen Spuren von beiden Techniken nachweisen. Das Gemälde wurde demnach wahrscheinlich auf feuchtem Putz begonnen und dann später mit weiteren Details verfeinert.

Die neue Methode kann aber auch dazu beitragen, die freigelegten Fresken und Wandgemälde besser zu konservieren. Denn die Kenntnis um die antiken Pigmente und Maltechniken ermöglicht es den Forschern, die jeweils passende Konservierungsmethode anzuwenden. „Das wird uns dabei helfen, diese Kunst auch für zukünftige Generationen zu erhalten“, sagt Del Federico.

Quelle: American Chemical Society
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